Schule und Berufsausbildung sind am Wichtigsten - Togoreise November 2023

Die Delegation der Togo-Hilfe e.V. Rheinbach ist erfolgreich von der alljährlichen Projektreise aus Togo zurückgekehrt. Bei einem Rückblick über die besichtigten Projekterfolge nehmen Schule und Berufsausbildung den größten Umfang der Projekte ein. Dies gilt für die investierten Summen genauso wie für die auf die Projekte verwendeten Zeit.


Togo-Hilfe hat auch in diesem Jahr wieder alle Patenkinder des Sozialpatenschaftsprogramms besucht, Zeugnisse und Schulhefte begutachtet und mit den Kindern und Jugendlichen über ihre Zukunftspläne gesprochen. Diese sehen teilweise schon sehr konkret aus. Ob es sich nun um eine Berufsausbildung als Glaser oder ein Studium der Medizin oder gar der Wasserwirtschaft handelt – bereits in der Vorabiturklasse wissen die meisten Jugendlichen, was sie mal werden wollen und arbeiten sehr zielstrebig auf dieses Ziel hin. Dabei ist das in Togo genauso wie bei uns gar nicht immer so einfach. Vieles hängt davon ab, welchen Zug man bereits in der Schule gewählt hat. Je nach Schwerpunkt und Notenspiegel kann man nur bestimmte Fächer studieren. Es gibt auch Fächer, bei denen man als Voraussetzung einen bestimmten Notendurchschnitt mitbringen muss.


Ein Schüler des Hardtberg Gymnasium in Bonn hat die Gruppe der Togo-Hilfe in diesem Jahr begleitet und einen Schultag an der Partnerschule, der Gustav Nachtigal Schule in Kpalimé verbracht. Das Hartberg Gymnasium hat durch Spendengelder und gezielte Projekte in Zusammenarbeit mit Togo-Hilfe hier schon viel Gutes bewirkt. Ungeheuer wichtig z.B. für die Schulbildung von Mädchen sind die sanitären Anlagen und der Anschluß ans öffentliche Wassernetz der Stadt, der in den vergangenen Jahren finanziert wurde. Ohne eine solche Einrichtung ist Mädchen in höheren Klassen, mit dem Beginn der Menstruation meist der Schulbesuch zeitweise nicht möglich und sie müssen daher wesentlich häufiger als Jungen die Schule abbrechen. Neue geplante Projekte werden im Bereich Digitalisierung und IT umgesetzt.


Für eine integrative Schule in Adéta, in der gehörlose Kinder und nicht beeinträchtigte Kinder gemeinsam unterrichtet werden, wurde die Anschaffung eines Grundstücks für die Erweiterung der Klassenzimmer von Togo-Hilfe mit Spendengeldern aus Deutschland finanziert. Der Direktor des lokalen Vereins, der die Schule betreibt, hatte damit nicht gerechnet, dass die Finanzierung für den Erwerb des Grundstücks erfolgt und war höchst erfreut. Der Grundgedanke der Inklusion steht in dieser Schule im Vordergrund. 80% der 34 Schüler sind mit Behinderung und 20% sind ohne Behinderung. Die Lehrkräfte werden vom Direktor in der Gebärdensprache unterwiesen. Außerdem wurden Tafelkreiden für die Schule mitgebracht. Auch an dieser Schule gibt es mehrere Sponsoren, den ein kleiner Verein, wie Togo-Hilfe e.V. Rheinbach, der zusätzlich noch viele andere Projekte hat, würde gar nicht alle finanziellen Bedürfnisse der integrativen Gehörlosenschule stemmen können. Mit großem Interesse verfolgen wir die Aktivitäten anderer Sponsoren – wie etwa einen niederländischen Verein, der die Kosten für den Transport der Schüler und die Gehälter der Lehrkräfte übernimmt. Diese Aktivitäten der anderen Vereine mit alternativen Sponsoren-Schwerpunkten geben uns die Sicherheit, dass die Spendengelder, die Togo-Hilfe hier einsetzt, ein nachhaltiges Projekt unterstützen.


Im Schulzentrum Legbassito Madjikpeto besucht Togo-Hilfe e.V. den Kindergarten, die Grundschule und die Realschule. Den Kindergarten hier mit rund 270 Kindern fördert Togo-Hilfe schon seit seiner Gründung durch die Eltern der Gemeinde. Die Grundschule hat aktuell rund 2.000 Schüler in 4 Zügen. Klassengrößen mit 119 Schülern lassen sich leider nicht vermeiden. Eine fünfte Klasse mit 82 Schülerinnen und Schülern ist sogar noch in einem Palmwedel Klassenzimmer untergebracht. Für die Grundschule hatte Togo-Hilfe zwei feste gemauerte Schulgebäude mit je 3 Klassenzimmer und Lehrerzimmer in den vergangenen Jahren mit Spendengeldern aus Deutschland bauen lassen. Ein Schulgebäude wurde im ersten Halbjahr der Corona-Pandemie gebaut und trotzdem termin- und kostengerecht fertig gestellt. Die angrenzende Realschule wurde erst vor wenigen Jahren von den Eltern gegründet. 3 Klassen sind hier in Palmwedel-Klassenzimmern untergebracht, ein festes gemauertes Schulgebäude mit 3 Klassenzimmern hat der Staat hier gebaut. Ein weiteres festes, gemauertes Schulgebäude, das noch unverputzt, aber bereits voll im Betrieb ist, wurde von den Eltern finanziert. Togo-Hilfe e.V. Rheinbach hat für die Realschule Schulbänke gespendet. Davon gibt es hier bei den rasant steigenden Schülerzahlen immer zu wenig und Schulbänke sind teuer. Eine in Togo von einem einheimischen Schreiner hergestellte Schulbank kostet 47 Euro. Das Problem sind die hohen Preise für Holz. Eine Schulbank ist für zwei Schüler vorgesehen. Doch hier drücken sich oft 3-4 Kinder hinein.


Ein weiterer Besuch gilt dem COA, dem centre omnitherapeutique africain. Hier beschäftigt sich man mit der Verbindung der traditionellen togoischen Heilkunde von Pflanzenwirkstoffen mit der modernen Medizin. In den vergangenen Jahren wurde hier ein Lehrbetrieb aufgebaut und inzwischen ist daraus eine staatlich anerkannte Hochschule geworden, wo man einen Studienabschluß in verschiedenen Fachrichtungen wie z.B. Pharmazie und Galenik mit dem Bachelor Grad erwerben kann. An der Anerkennung des Masters wird noch gearbeitet. Wir treffen hier einige Studenten an, deren Studium mit Spendengeldern aus Deutschland unterstützt wird. Togo-Hilfe unterstützt dabei, dass die Spendengelder für die Förderung der Studenten zeitnah und direkt ihren Bestimmungsort erreichen.


Der wichtigste Besuch von Togo-Hilfe in diesem Jahr gilt dem angehenden Berufsausbildungszentrum des Partnervereins KTGW (kommTOGOgehweiter e.V.) in Devikinme, wo Togo-Hilfe e.V. Rheinbach eine Unterkunft für Mädchen innerhalb der Anlage des Ausbildungszentrums mit Spendengeldern aus Deutschland finanziert. Hintergrund ist der Schutz von Mädchen während der Ausbildungszeit, die ohne ihre Familien aus ganz Togo hierherkommen um eine professionelle Berufsausbildung zu erlernen. Ohne den Schutz ihrer Familien wären die Mädchen auf sich allein gestellt. Die Übernachtung in umliegenden Dörfern würde die Mädchen mit unterschiedlichen Gefährdungen konfrontieren. Beim Fußmarsch durch den Busch kommt es immer wieder zu Todesfällen durch Schlangenbisse. Wird z.B. ein Mädchen während ihrer Ausbildung schwanger, so muss es laut Gesetz in Togo die Ausbildung abbrechen. Um den Schutz der Mädchen während der Berufsausbildung zu gewährleisten, ist daher die Unterbringung innerhalb der Anlage des Ausbildungszentrums unerlässlich. Der Rohbau für das Erdgeschoss steht nun. Für den Innenausbau der sanitären Anlagen gibt es bereits erste Sachspenden z.B. in Form von Fliesen. Da es sich hier um eines der finanziell umfangreichsten Projekte der Togo-Hilfe e.V. Rheinbach handelt, ist Togo-Hilfe auf jede Unterstützung angewiesen. Denn die in Togo herrschende Verteuerung von Baumaterialien wirkt sich stark auf dieses Projekt aus. Doch der Baufortschritt ist laufend zu beobachten und derzeit wird der Wasseranschluß verlegt. Im Berufsausbildungszentrum haben sich bereits die ersten Mädchen für den EDV Grundkurs eingefunden und die ersten Unterrichtsstunden finden statt. Man kann sagen, der Erfolg eilt dem Projekt voraus.