5. Tag der Togoreise - Besuch Patenkindern

Dienstag den 22.11.2022

Wir haben heute wieder volles Programm und besuchen verschiedene Patenschaften von Jugendlichen die eine handwerkliche Ausbildung finanziert bekommen. Bei einigen dieser Patenkinder läuft die Finanzierung über einen anderen Verein, jedoch sind diese Paten auch Mitglieder von Togo-Hilfe e.V. Zuerst fahren wir in der Schreinerwerkstatt von Eric vobei und er erklärt uns, was er noch an Geräten für den Betrieb seiner neu gegründeten Schreinerwerkstatt benötigt. Er hat diese Werkstatt kürzlich selbst gebaut. Das Grundstück ist gemietet. Der Vermieter wohnt in Tabligo bei Lomé. Es besteht in solchen Fällen immer das Problem, dass der Vermieter eines Tages kommt und erklärt, dass er das Grundstück selbst benötigt. Es ist schwierig, wenn man auf einem gemieteten Grundstück investiert und es dann plötzlich verlassen muss. Mietverträge gibt es so gut wie nicht. Einer der Betreuer erklärt, dies ein sehr häufiges Problem darstellt.

Wohnraum ist überall in Togo knapp und teuer. Auch hier im Ort Kusuntu, wo die Werkstatt von Eric an der Straße liegt, wird viel gebaut. Mit dem Problem, dass über dieses Grundstück anderweitig verfügt wird, muss man also durchaus rechnen.

Unter anderem benötigt Eric eine Poliermaschine, eine Schraubzwinge und eine Kreissäge. Bis jetzt hat er diese Geräte teilweise gemietet und muss dafür bezahlen. Elektrischen Strom bekommt er aktuell vom Nachbarn. Einen eigenen Stromzähler benötigt er, weil die Nachbarn ausziehen und er dann diese Möglichkeit nicht mehr haben wird. Eric hat ein Bett und einen Schrank in Bearbeitung. Der Schrank ist eine Auftragsarbeit.

Von Eric aus fahren wir zu Raymond. Er hat eine 3-jährige Ausbildung zum Maurer gemacht und hängt nun eine 2-jährige Meisterausbildung dran. Er hat einen Tag pro Woche Theorie-Unterricht und 4 Tage pro Woche Praxis Unterricht. Am Bau des Hauses gegenüber dem Grundstück, wo seine Familie wohnt, hat unter anderem er mit seiner Schulklasse zusammen mitgewirkt. Die Mama ist sehr stolz auf ihren Sohn. Im Theorie-Unterricht hat er unter anderem Algebra, Geometrie, Informatik und Englisch. Im Praxisteil lernt er Mauern hochzubauen, zu kürzen, zu verstärken, verbreitern oder zu verlängern. In seiner Klasse sind ca. 85 Schüler angemeldet, aber in der Regel sind nur 65-70 Schüler immer anwesend.



Anschließend geht es weiter zu Pascaline. Sie macht eine Ausbildung zur Landmaschinen Ingenieurin. Heute hat sie ihre Prüfung für den Traktor-Führerschein gemacht. Es hat gut geklappt und sie hat bestanden. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Sie hat noch ein Ausbildungsjahr vor sich. Bei ihr ist der Unterricht als Blockunterricht organisiert. Den Theorie-Block hatte sie am Jahresanfang und nun beginnt der Praxisteil. Im Theorie Unterricht hat sie unter anderem Französisch, Mathematik und Physik. Pascaline arbeitet dabei nicht nur mit landwirtschaftlichen Maschinen, sondern auch mit Maschinen zur Lebensmittelweiterverarbeitung, z.B. zum Rösten von Kaffee oder Kakao. Nach ihrer Ausbildung erhält sie ein Diplom und sie kann entweder beim Staat oder bei einer Landwirtschaftsgenossenschaft arbeiten. Ihr kleiner Bruder Amel ist fast 3 Jahre alt.

Zum Mittagessen fahren wir ins Hotel Parc Residence. Um dort im schönen Hotelpool zu baden, fehlt uns leider die Zeit. Nach dem Mittagessen treffen wir Rebecca vom Volk der Ewe. Rebecca ist in Ghana in der Voltaregion nördlich der Stadt Hohe geboren und mit einigen Tanten nach Togo gezogen, wo die Familie ihrer Mutter lebt. Rebecca hat weder Schreiben noch Lesen gelernt. Sie soll das lernen und verspricht uns, dass sie sich darum kümmert – ggf. kann sie dazu Abendkurse für Erwachsene besuchen. Im sozialen Berufsausbildungszentrum hat sie eine Ausbildung zur Weberin gemacht. Ihr Examen hat sie nun bestanden und mit einer Kollegin zusammen hier in Kusuntu eine Wohnung gefunden. Auf der Terasse stehen zwei Webrahmen. Hinterm Haus befindet sich eine Kochgelegenheit. Die Wohnung hat elektrischen Strom. Rebecca zeigt uns, wie sie ihren neuen Webrahmen bespannt.

Nach Rebecca treffen wir Martine vom Volk Akposso. Sie hat eine bewegte Geschichte hinter sich und nun im sozialen Ausbildungszentrum ihr Examen als Schneiderin erfolgreich absolviert. Sie möchte jedoch mehr lernen – die Erstellung der Schnitte interessiert sie sehr. Sie soll sich eine geeignete Schule suchen, die über die Patenschaft finanziert werden kann. Danach treffen wir Dodzi vom Volk der Adja. Er macht im sozialen Ausbildungszentrum eine Ausbildung zum Schweißer und Eisenbieger. Seine Prüfung konnte er in diesem Jahr nicht machen, weil in seiner Geburtsurkunde und seinen Papieren ein anderes Geburtsdatum steht. Mit diesem Datum kann er erst im kommenden Jahr zu einer Abschlußprüfung einer Berufsausbildung zugelassen werden. Daher muss er seine Ausbildung um ein Jahr verlängern. Für ihn ist das in Ordnung, dass er ein Jahr länger lernt, da er sich im Ausbildungszentrum wohl fühlt. Er wohnte vor seiner Ausbildung bei seiner Mutter. Sie hat nun einen anderen Mann mit vielen Kindern geheiratet und er muß sich nun eine eigene Wohnung suchen. Er hat ein Zimmer gefunden, das 5.000 CFA (7,63 Euro) im Monat kostet. Das kann vom Patengeld finanziert werden.

 

Am Abend gehen wir in Kpalimé im Restarant chez fermier essen. Dort gibt es Pizza auf togoisch – d.h. dünner Boden, komplett belegt ohne Rand. Die Pizza vegetarienne ist z.B. mit Zucchini, Auberginen, Paprika und Tomaten belegt, die Pizza Biquette z.B. mit Ziegenkäse, Walnüssen und Honig. Thomas und Vince spielen Gitarre oder Mundharonika und singen dazu – ein toller Abend, nach einem arbeitsreichen Tag geht zu Ende.