Reiseberichte Togo-Tour 2016


Ein Reisebericht von Silvia Schmid

 

Abflug in Stuttgart am 18.11.2016

Unser Transport von Biberach zum Flughafen verläuft problemlos, aber nur deshalb, weil der Fahrer vorausschauend den Weg über die Alb über die Bundesstraße wählt. Die A8 ist an diesem Tag wegen Unfall gesperrt.
In Paris kommen wir mal wieder in einem der abgelegendsten Winkel vom Flughafen Charles-de-Gaulle an und müssen den Bus zum Terminal für den Anschlußflug nach Lomé nehmen. Zwischen den Flügen ist genügend Zeit für einen kleinen Bummel. Zum Mittagessen am Terminal gibt es nur die Wahl zwischen zwei Extremen – entweder ein überteuertes Pappe-Fertig-Sandwich oder den Beluga-Kaviar vom VIP-Schnellimbiss für 1.800 Euro. Wir reisen in eines der ärmsten Länder der Erde - was für ein Widerspruch. Wir wählen keines von beidem – eine Tüte Kartoffel-Chips muß reichen.  
Der AirFrance Flug geht mit einer kleinen Verspätung aufgrund des Fönsturms los. Das Essen an Bord ist diesmal recht gut. Bis auf ungefähr 10 Minuten holt die Maschine die Verspätung wieder ein. Wir kommen am neuen Flughafen-Terminal an. Die Passkontrolle dauert noch immer ziemlich lange. Mit den neuen elektronischen biometrischen Scannern haben die Kontrolleure bei der Einreise noch ein wenig Bedienungs-schwierigkeiten.
Beim Zoll haben wir Glück, keiner öffnet unsere Koffer und bedient sich am Inhalt. Aimé, unser Koordinator holt uns mit seinem Auto "Brilli" und mit einem Taxi ab. Uschi und Michael empfangen uns vor dem Seemannsheim. Im Seemannsheim wieder die alten Gesichter – fast ein Stückchen wie wenn man heim kommt.


19.11.2016

Früh aufstehen – um 7:00 Uhr brechen wir zum Radio auf. Wir sind Live auf Sendung bei den Studenten, die die Sendnung „L’Allemand pour la Radio“ machen. Soke, Sefa, Egbatao und Herbert gestalten die Sendung. Für Togo-Hilfe gibt es eine Sondersendung – eine „Emission special“. Es wird über das Motto von Togo-Hilfe e.V. gesprochen – „Hilfe zur Selbsthilfe“. Jeder von uns muß sich vorstellen und ein paar Worte sagen. In der Rubrik Deutsch für Fortgeschrittene lesen wir das Märchen „die Bremer Stadtmusikanten“ vor. Während der Sendung werden Deutsche Schlager gespielt. Aktuelle Titel wie „die Welt retten“ aber auch so uralte Sachen, dass sie vor unserer Zeit in der Hitparade waren, sind im Programm.
Mit Aimés Auto "Brilli" fahren wir zum Radiosender und dann auch wieder zurück. Jetzt bei Tageslicht sehen wir mal, wie "Brilli" wirklich aussieht. Die Radkappen hat Aimé mit Kabelbindern befestigt, damit er ja auch keine verliert. Im Seemannsheim wird heute eine große Hochzeit gefeiert. Wir haben den Bungalow Nr 5. In diesem Jahr rieselt kein Sägmehl von der Zimmerdecke – die wurde neu gestrichen. Die Hochzeitsgäste haben es sich auf unserer Türschwelle bequem gemacht. An diesem Tag sehen wir noch ein paar unserer Patenkinder. Pelagie, Simon, Mawulolo, Elom, Reine, Nelson, Marie-Jose, Angèle, Jean-Claude und Kekeli kommen nach und nach ins Seemannsheim. Seli begleitet uns bei den Gesprächen mit den Kindern und den Eltern. Am Abend essen wir im Altmünchen. Dort wurde im Außenbereich ein Pizza-Ofen installiert. Die Pizza ist richtig klasse – hauchdünner knuspriger Boden und ordentlicher Belag. Gegen 22:00 Uhr klingt die Hochzeitsfeier aus. Bis auf ein paar störende Moskitos haben wir eine ruhige aber heiße Nacht.


20.11.2016

Sonntag – schwülheiß ist es in Lomé. Wir sind froh, wenn es in Richtung Kpalimé geht – dort ist das Klima viel angenehmer. Heute besuchen wir Patenkinder zuhause. Marcel, Marie Christine und Hezouwé werden der Reihe nach besucht. Es ist immer wieder sehr bewegend die Familien zuhause zu besuchen. Marie’s Mutter mußte umziehen, da der Besitzer den Mietern gekündigt hatte. Zur Überbrückung lebt die Familie in einem Raum des Hauses vom Vater ihrer kleinen Tochter Filberta, aber sie hat schon eine neue Wohnung gefunden. Unser Fahrer Nouhoum Salifou fährt uns mit dem selben gemieteten nicht-klimatisierten Kleinbus, in dem wir uns in den vergangenen Jahren auf den langen Reisen durch Togo, Ghana und Benin schon den Popo wundgesessen hatten. Ganz stolz zeigt er uns seine neue Frontscheibe – die alte war gerissen und es ist hier keine Selbst-verständlichkeit, dass die deswegen ausgetauscht wird. Wir bewundern die Scheibe und geben durch Handzeichen unsere Anerkennung zum Ausdruck. Auf der Fahrt zu den Patenkindern erleben wir, wie Lomé sich verändert. Neue breite mehrspurige Strassen ziehen breite Schneissen mit Parkplätzen und schmalen Grünstreifen durch die Stadt. Die Grünstreifen sind jedoch nur solange grün, wie sie bewässert werden. Der Verkehr ist dort viel zu schnell. Wo sich vorher die Händler dicht an dicht gedrängelt hatten und reges Leben auf der Strasse stattfand, rasen nun Autos dahin. Keine Buden mehr am Strassenrand – keine Lastenträger, keine Fußgänger. Es gibt nur wenig Fußgängerüberwege. Die Menschen werden in ihre Quartiers – in ihre Viertel gedrängt. Der Vorteil dieser Straßen ist jedoch, dass man plötzlich die Möglichkeit hat, schnell von einem Ende der Stadt zum anderen zu gelangen, zumindest solange sie noch nicht in der Menge des Verkehrs zu ersticken droht, wie dies z.B. in Ghanas Hauptstadt Accra nach und nach passiert.


21.11.2016

Montag – Endlich fahren wir nach Kpalimé und verlassen das heiße Lomé. Der Harmattan – der heiße Wind aus der Sahara- hat schon begonnen. Unterwegs sehen wir den Staub in der Luft – alles ist sandig und staubig und heiß. In den nächsten Wochen wird das noch zunehmen. Auf dem Weg von Lomé in Richtung Kpalimé machen wir Halt beim afrikanischen omnitherapeutischen Zentrum. Das Zentrum wurde von Ärzten gegründet und möchte einen interdisziplinären Rahmen zwischen der modernen und der traditionellen Medizin schaffen. Hygiene und Gesundheit sind das größte Problem der Bevölkerung in Westafrika. Das Zentrum ist von der Regierung anerkannt. Auch Togo-Hilfe e.V. hat mit Themen wie Brunnenbau, Wasserturm, Zahnstation usw. bereits Projekte in Sachen Hygiene und Gesundheit durchgeführt. Nach einem kurzen Gedanken-austausch und der Versicherung, dass wir im nächsten Jahr wieder-kommen, setzen wir unsere Reise fort.
Am Nachmittag besuchen wir Patenkinder zuhause – Anita, Azia und Julie. Michael besucht Thomas Krahl in Agbetiko. Mit einem einfachen Abendessen im Hotel Le Geyser klingt der Tag aus.


Erlebnisse und Begegnungen, spontan von Stefan Raetz notiert.

 

Montag, 21. November 2016

Oh, was waren das stressige Tage vor dem Start nach Togo. Wie immer viel los im Rathaus und zusätzlich der Start der Karnevalssession. Damit die 7 Rheinbacher Prinzenpaare, Dreigestirne und die Einzelprinzessin von mir proklamiert werden konnten, bin ich erst heute nach Togo aufgebrochen. Karneval ist wichtig im Rheinland. Wer ist Prinz in Rheinbach interessiert mehr als die erneute Kanzlerkandidatur von "Mutti". Nach dem letzten Termin gestern Abend im ehemaligen Tresorraum des Kartenlagers der Bundeswehr, wurden die finalen Vorbereitungen getroffen. Alles eingepackt? Ja! Birgitta ist da (und nicht nur da) perfekt. Geschenke, Privates, Tabletten (Malariaprophylaxe), Sonnencreme (35 ℃), Ladekabel, Papiere - alles dabei. Es kann losgehen. Michael, unser Vorsitzender der Togo-Hilfe ist mit Uschi, der Patenbeauftragten, Silvia, der Frau für alles und Klaus, unserem Starfotografen schon in Togo. Um 3:15 h klingelt der Wecker. Schnell einen Kaffee, passend To Go! Und dann auf nach Düsseldorf. Eine Stunde mit dem Auto bis zum Flughafen unseres Landeshauptdorfes. Das klappt nur zu tiefer Nachtzeit. Ein letzter Kuss für Birgitta und schon am Check In. Na, wie schwer sind die Koffer? 23 kg sind jeweils erlaubt. 22,8 kg und 24, 2 kg. Das passt! Ruckzuck sitze ich am Gate 78. Pünktlich startet die kleine BAe 146 von WDL (fliegt für Air France) nach Paris. Voll besetzt. Gute Beinfreiheit. Ein ruhiger Flug. Sind meine Koffer dabei? Ich werde es in Lomé erfahren. Nach 60 Minuten setzen wir auf. Es regnet in Paris. Grau in grau. Der Anschlussflug ist schnell gefunden. Mit Bus, Aufzug, Laufband und Rolltreppe geht's zum Gate 46 im Bereich L. Super, sogar Steckdosen am Sitz. Atomstrom für das Handy? Egal - muss sein. Das Boarding der 208 Passagiere funktioniert überraschend gut. Ich sitze im Airbus A 330-200 im hinteren Bereich rechts am Fenster. Für Fernflüge eine kleine Maschine. Neben mir sitzt ein schmaler Chinese. Glück gehabt, denn einige Passagiere sind mehr als gut genährt und schwitzen geruchsvoll auch bei niedrigen Temperaturen. Mein Sitznachbar kommt gerade aus Shanghai und muss in Lomé an Bord seines Containerschiffes. Ob ich ihn im Seemannsheim wieder sehe? So, jetzt 8 bis 9 Stunden sitzen. Haha, gut, dass ich Beamter bin. Die können das! Locker. Mit 20 Minuten Verspätung verlassen wir das Gate. Von einer Pilotin gesteuert heben wir 15 Minuten später ab. Ich bin dabei. Die Koffer, der Rugby-Ball für Raymond (unser Patenkind), die 10 Fußbälle (ohne Luft) und die Togo-Hilfe-Jahreskalender hoffentlich auch. Abwarten. Mit Bohemian Rhapsody von Queen auf den Ohren gewinnen wir an Höhe. Jetzt kann der Service beginnen. Ein Apéritif lässt hoffen. Bei "We will Rock You" schaue ich aus 10 km nach oben und winke Jacob zu. Bring auch den Himmel zum lachen, mein Wanderfreund! Über Mallorca - nur Wolken - mit Adele im Ohr dann das Menue. Ein Rotwein zur Mittagszeit. Na klar, ich bin ja quasi in Frankreich. Über Afrika verfliegen die Wolken. Die Pilotin ist noch auf Kurs. Viel Sand, Dünen, ein paar Oasen und ab und zu Wüstenpisten in Algerien. Das ist alles. Stundenlang. Nicht ein Baum. Hier möchte ich nicht Hund sein. Beinchenheben unmöglich.

Nach 4000 km und 6 Stunden nach dem Abheben in Paris dann die Landung in Niger in der Hauptstadt Niamey. Nur Wüste, der Niger, etwas Grün am Ufer, Lehmhütten und eine Landebahn im Nichts. Die Passagiere nach Lomé bleiben im Flieger sitzen. Schnell waren es 37 ℃ im Cockpit, denn die Türen standen offen. Niamey ist das Transportkreuz der Bundeswehr für die UN-Mission Minusma in Gao. Eine Transall war auch zu sehen. Nach einer guten Stunde Stehzeit hoben wir wieder ab. Noch 820 km nach Lomé. Um kurz vor 18.00 h Ortszeit (in Deutschland schon 19:00 h)  eine weiche Landung. Wow, ein neues. modernes Terminal empfing mich. Kein Feldflughafengefühl mehr. Der kleine Doktor ist immer noch da. Ein kurzer, flüchtiger Blick in den Impfpass - alles OK. Die Einreiseprocedur haben sich die Togoer von den Amerikanern abgeschaut. Alles wird erfasst. Jeder Finger. Jedes Auge. Wofür? Am Kofferband musste ich meine Abschnitte vom einchecken vorzeigen. Sehr gut! Und meine Koffer waren da! Juhuh! Nochmals durch die Durchleuchtung (haben die hier bessere Detektoren wie wir?) und raus in die Hitze. 18:40 h, Stockdunkel und noch 35 ℃. Gestern der Glühwein fiel mir plötzlich ein. Aimé, unser Koordinator vor Ort, ist noch der Alte. Sieht gut aus mit Brille. Das T-Shirt spannt. Francoişe kocht gut! Mit dem "Brilli", Michaels ehemaligem brillenbeklebtem Corsa fahren wir zum Seemannsheim. Es hat sich nichts verändert auf den Straßen, naja Pisten, Lomés. Die Motorradfahrer haben eindeutig die Vormachtstellung. Ampeln gibt es. Sogar mit Sekundenanzeige bis rot oder grün kommt. Scheint aber nur eine unverbindliche Empfehlung zu sein. Wer sich dran hält beweist Mut! Am Seemannsheim, unserer traditionellen Bleibe in Lomé  angekommen bestaune ich den gegenüber liegenden neuen Container Hafen. Vom Feinsten! Das Seemannsheim wird von der Evangelischen Kirche in Bremen unterhalten. Das muss unterstützt werden. Sauber, aber halt Afrika! In meinem Zimmer 8 müssen 2 kleine Mitbewohner mit flinken Beinchen und harter Schale wieder raus! Die kannte ich bisher nur aus dem Museum König in Bonn. Aimé nimmt den Geschenkekoffer mit. Ich gehe an die Bar. Erfrischung tut gut. Das Flag schmeckt immer noch - 0,65 l Deutsches Reinheitsgebot! Alles herrlich vertraut. Ich bin das 5. mal hier. Zuletzt vor 3 Jahren. Letztes Jahr kamen die Flüchtlinge - da musste ich die Tour kurzfristig absagen. Und jetzt als wäre ich erst letzte Woche hier gewesen. Musik, lauer Abend, kaltes Bier. Der lange Tag endet herrlich. Das Moskitonetz aufgespannt, das Kopfkissen von zu Hause unter dem Kopf (hier werden sie anscheinend mit Roßhaar gefüllt), die Klimaanlage dezent an - Togo ich bin da! Gute Nacht!

 

Dienstag, 22. November 2016

Eine erholsame Nacht liegt hinter mir. Kurz nach 6.00 h wird es schon was lauter. Lomé ist erwacht. Die Nacht hat es kurz, aber kräftig geregnet. Das Ende der Regenzeit. Nach einer belebenden Dusche ab in den.Pavillon zum Frühstück. Auch das Seemannsheim erwacht. Pool säubern, Wege fegen (sind nach 10 Minuten wieder im alten Zustand), Toiletten reinigen - nichts hat sich am Ritual verändert. Nur die Flaggenparade mit der Deutschen und der Togoischen Fahne findet nicht mehr statt. Schade eigentlich.

Aimé muss ein Deutscher sein. Punkt 8.00 h, wie verabredet, kam er mich abholen. Bezahlen, Kopien vom Pass und dem Visum machen (meine Kopien liegen zu Hause!) und dann der Küstenstraße entlang Richtung Grenze zu Ghana zur Deutschen Botschaft. Hier hinterlegen wir stets unsere Dokumente in Kopie. Lomé ist die einzige Hauptstadt weltweit die an einer Grenze liegt. Wer wird Millionär schauen macht schlau! Endlich um 9.00 h dann ab mit dem Taxi nach Kpalimé. Puh ist das jetzt schon warm! Die Straße ist das Leben. Hier spielt sich alles ab. Ein Gehupe überall. Am Straßenrand überall Händler in einfachen Behausungen, zum Teil, nein zum großen Teil, verfallen. Aber es funktioniert. Irgendwie.

Silvia wünscht sich ein Medikament. Wir halten an mehreren Apotheken. Fehlanzeige. Fehlanzeige auch mit unserem Taxi. Nach der 4. Apotheke kein Saft mehr. Unser Fahrer verschwand. Wir haben ihm 10 Minuten gegeben. Er kam in der Zeit zurück. Mit einem "Elektriker". Motorhaube auf, Kabel links, Kabel rechts, kräftig rütteln, anlassen - läuft wieder! Um 10.00 h sind wir durch Lomé durch. Jetzt freie Fahrt auf der Mautstraße Richtung Nordnordwesten. Sehr grün und fruchtbar das Land bis Kpalimé. Leider wird aus dem Teakholz auf den Plantagen Holzkohle gemacht. Riecht aber besonders gut. Tropenholz ist nicht exportierbar. An diversen Polizeikontrollen, erkennbar an der Absperrung mit den Ölfässern, nähern wir uns Kpalimé. Nicht nur windschiefe Laster, wortwörtlich aus der Spur, überholen wir, auch ein Motorrad das ein anderes Motorrad abschleppt. An der 5. Polizeikontrolle dann auch mal eine Überprüfung der Fahrzeugpapiere. Am Mt. Agou, dem höchsten Berg Togos vorbei (keine 1000 m, ich war vor Jahren mal drauf) endlich von Lomé aus nach 120 km in Kpalimé. Im Hotel Geyser war die Begrüßung herzlich. Alle da. Uschi, Silvia, Seli (unsere Beauftragte vor Ort für schwierige Patenschaften), Klaus, Michael, Pater Jean (er kommt von hier und war bis April im Studium und der Doktorarbeit in St. Augustin bei den Steyler Missionaren) und Messan (der Chef des Ausbildungszentrum Agerto) . Keine Zeit, schnell, schnell ab zum Besuch beim Prefekten der Region Kloto, quasi der Landrat. Er war, trotz Terminvereinbarung, nicht da. Afrika! Prefekt kommt nicht von perfekt! In der Bar gegenüber warteten wir auf ihn bei kühlen Getränken, bis der Anruf kam, dass er jetzt da ist.

Ein paar Informationen zur Togo-Hilfe und die Bitte der Unterstützung für Agerto standen im Mittelpunkt. Der Staat verlangt von Agerto für die Ausbildung von benachteiligten Kindern Geld. Dabei erspart Agerto dem Staat die Kosten. Assan Kokou Bertin, der Prefekt, will helfen. Schon auf der Hinfahrt war ich begeistert. Unser VW Passat Kombi fährt noch. Wir hatten ihn vor 2 Jahren als Spende zu Agerto verschifft. Eine lange Geschichte! Vielleicht ein andermal. Zurück im Geyser eine Stärkung. Spaghettis gehen immer! Die Mädels gingen zum Einkauf von Kleinigkeiten für den Weihnachtsmarkt. Michael fuhr zu Agerto zur Kassenprüfung. Ich fuhr mit in der Hoffnung auf WiFi. Leider Fehlanzeige. Dafür mit Max, dem Freiwilligen aus der Nähe von Hamburg unterhalten. Als Jugendlicher nach der Schule ein Jahr hier nach Togo. Heftig! Michael und ich, wir pflanzten im auch so gekennzeichneten "Rheinbacher Stadtwald" von Agerto noch zwei Bäume. Eine Kokospalme und einen Yovozin Baum. Zurück im Hotel noch schnell die Fussbälle aufpumpen, damit morgen bei Agerto die Jugendlichen auch Freude haben. Mit einem gemeinsamen Abendessen in unserem Hotel Geyser ließen wir, gespannt auf das was morgen kommt, den Tag ausklingen.

 

Mittwoch, den 23. November 2016

Eine erholsame Nacht liegt hinter mir. Gut geschlafen. Eine erfrischende Dusche. Und wie! Ich hatte den Boiler nicht angemacht. Zum Glück ist "kalt" hier relativ. Ein leckeres Frühstück mit exotischen Früchten. Papaya, Mango, Bananen, Ananas - alles ganz frisch. Nach dem Frühstück in die lange Hose, denn es geht zu Agerto zur Abschlussfeier. 48 Auszubildende werden dort unterrichtet. Der deutsche Botschafter, der stellvertretende Prefekt, die traditionellen Honorationen der Stadt, alle sind da.

Wir sitzen unter dem Palmdach im alten Sofa. Wo haben die das nur hier im Busch aufgetrieben? Vor uns wird zunächst die Flaggenparade mit Nationalhymnen, gesungen von den Jugendlichen, zelebriert. Ergreifend. Wie auch die traditionellen Tänze, die feierliche Zeugnisübergabe, der aufgeführte Sketch und die vielen, vielen Reden. Die Freude der mit Zeugnis und kleiner Anerkennung ausgestatteten Absolventen und derer Angehörigen war unbeschreiblich und bewegend.

Auch Thomas Krahl, der lange Zeit für Agerto ehrenamtlich gearbeitet hat, ist gekommen. Die in der Freiwilligenarbeit engagierten Jugendlichen aus Deutschland, meist Mädels, sitzen auch auf den Ehrenplätzen. Viel Musik, live von der Reggae-Band von Thomas gespielt, begleitet die Zeremonie aus Reden, Übersetzungen und Zeugnisausgabe. Togo-Hilfe hat viele Geschenke mitgebracht und zum großen Teil bereits zuvor mit dem Container nach Togo verschifft. Die erfolgreichen Lehrlinge erhalten eine finanzielle Anerkennung der IHK Bonn. Die Lehrer, die hier wenig verdienen, bekommen vom Lehrerfonds der Togo-Hilfe eine "Motivationsspritze". Alles sehr emotional. Das geht unter die Haut. Und immer wieder wird getanzt. Einfach Freude pur. Ein leckeres Mittagessen, die Musik läuft weiter, beendet die Feier. Couscous, scharfe Sauce, Reis und Maisklumpen sind der Hauptgang. Papayas der Nachtisch. Michael hat ein Fässchen Bitburger nach Togo verschifft. Jetzt steht es gekühlt auf dem Festtisch. Eine wahrer Freund!

 

Donnerstag, den 24. November 2016

8.00 Uhr Frühstück und 9.00 Uhr Abfahrt war angesagt. Nach der warmen Dusche - in der Nacht hatte ich diesmal den Boiler angestellt - brachte ich die gepackten Koffer ins Foyer. Salifou, unser bewährter Kleinbusfahrer, wird alles verladen und verzurren. Zunächst fuhren wir knapp 50 km nordwärts auf der gut befahrbaren Straße Richtung Atakpamé bis Elé. Dort Bogen wir rechts ab. Gut 40 km Schotterpiste bis Wahala. Das schlaucht! Über 2 Stunden durchschaukeln. Salifou gibt alles, aber zum Teil sind die Wasserlöcher und Rinnen so groß, dass es nur im Schritttempo zu bewältigen ist. Auf der ganzen Strecke viele Kleinstdörfer, bestellte Felder und Arbeiter auf der Fläche. Arbeiter ist falsch, denn es sind überwiegend die Frauen und Kinder die arbeiten. Oft mit einem Kind auf dem Rücken. Die Frauen sind die Heldinnen Afrikas! Die Gegend ist fruchtbar. Es wird noch per Hand das Getreide gedroschen. Während wir im Bus auf den harten Bänken durchmassiert werden, sehen wir u.a. Sesam (ich habe gar nicht gewusst, das Sesam wie Melone aussieht!), Mais, Bohnen, Chili, Baumwolle (die Region um Notsé ist eine der Baumwolleregionen Togos), Teak, Palmen, Reis und Hirse. Um 12.00 h dann die Ankunft im von außen nobel aussehenden Hotel Le Berceau. Es blieb dabei: von außen! Von unseren Zimmern hatte jedes ein oder mehrere "Defizite". Afrika! Aber WLAN! Le Berceau bedeutet "der Ausbruch". An der Stelle wo das Hotel erbaut wurde, hat sich das Volk der Ewe im 16. Jahrhundert vom brutalen Herrscher befreit, der um sein Reich eine unüberwindbare Lehmmauer gezogen hatte. Mit Hilfe von heimlich angelegten Wasserreserven lösten die Frauen (wieder unsere Heldinnen!) die Mauer während eines Festes auf.

 

Um 13.00 Uhr ging es weiter nach Akpakpakpe, nordwestlich von Notsé. Wieder ein Großteil auf der Roten Sand- und Schotterpiste. Gut, dass es vor Tagen geregnet hatte. Nach 50 Minuten erreichten wir das zweite Ausbildungszentrum von Agerto für benachteiligte Jugendliche. Absolut einfachste Verhältnisse, kein Strom. kein Wasser - eigentlich unvorstellbar so etwas "Nichts" heute noch zu sehen. Auch hier eine überaus herzlicher Empfang.

Mit einem Vertreter des Lionsclub Novissi, der Arzt der Togoischen Fussballnationalmannschaft, sprechen wir über Hilfsprojekte. Der Club baut eine Krankenkasse auf. Neu für Togo.

Das zeigt, dass wir an der  richtigen Stelle helfen. Unser Lionsclub Bonn-Rhenobacum hat eine Außenklasse im Form eines runden Pavillons gefördert. Wir weihen es mit dem Dorfkönig von Akpakpakpe ein. Danach die Toilettenanlage mit Auffangvorrichtung zum Entleeren. Die Freude ist groß. Bei den Togoern und bei uns.

Wir sind zur Abschlussfeier der erfolgreichen Auszubildenden gekommen. Eisenbieger, Tischler und  Näherinnen werden ausgebildet. 3 haben jetzt ihren Abschluss. 21 Auszubildende sind in den Klassen. Natürlich sind "die üblichen Verdächtigen" - wir sind ja auch da - vor Ort.

Als wir die Bälle und die Hüpfseile überreichen jubeln die Kinder. Alle lachen als ich die Springseile vorführe. Nach getaner Arbeit wird gegessen. Traditionell. Scharf und, außer Reis und Maisballen, mit vielem Unbekannten. Ziegenschädel isst man nicht alle Tage. Schmeckt "interessant"! Huhn habe ich mal lieber nicht genommen, da man nie genau sagen kann wie lange das Huhn schon das Zeitliche gesegnet hat. Das Wort "Kühlkette" ist hier nicht bekannt. Um 17.00 Uhr fahren wir unter herzlichem Applaus zurück, denn wir wollen vor der Dunkelheit zurück sein. Wow, was waren das wieder für Eindrücke. Es ist warm in Togo, aber es wurde uns ums Herz noch wärmer. Kurz auf dem Zimmer "frisch machen" und dann noch ein paar Spaghetti und "Kaltgetränke" im Restaurant und der lauen Gartenbar. Danach schnell noch ein paar Mails checken - ohne die Welt zu retten. Meine Klimaanlage im Zimmer geht nur an oder aus. Klirrende Kälte oder brütende Hitze sind die beiden Alternativen. Ich habe mich in der Nacht für Beides entschieden. Immer schön abwechselnd.


Im Souvenirladen kaufen wir noch ein paar Untersetzer, zusammen-gesetzt im Mosaik aus verschiedenen Hölzern. Die beiden Germanistik-studenten vom Radio in Lomé, die einmal die Woche in Deutsch senden, bekommen noch einige Sticks von mir. Aber auch die orangefarbenen OBI-Luftballons sind der Hit. Die Ausbildung der Näherinnen läuft immer noch auf den alten, fußbetriebenen Nähmaschinen, die wir vor Jahren in Rheinbach und Umgebung eingesammelt und generalüberholt zu Agerto nach Kpalimé gebracht haben. Ein von Togo-Hilfe finanzierter Auszubildender für Nähmaschinentechnik kümmert sich um den Erhalt. Sehr erfolgreich wird auch im Bereich der Tischlerei ausgebildet.

 

Auf dem Rückweg fahren wir an der "Rue Rheinbach" vorbei. Eine Straße die noch nie Asphalt gesehen hat. Nachmittags dann der Besuch bei drei Patenkinderfamilien in Novissi, einem Stadtteil, sehr muslimisch geprägt, von Kpalimé. Wir bringen kleine Geschenke der Pateneltern mit, erkundigen uns nach den Schulleistungen und inspizieren die Möglich-keiten auch zu Hause zu lernen. Oh sind das ärmliche Verhältnisse! Wir unterstützen jeweils ein Kind für den Schulbesuch, inkl. Sonderunterricht. Auch die ärztliche Betreuung ist gesichert, wie ebenfalls die Lernmög-lichkeit mit Tisch und Stuhl. Raymond, unser Patenkind, hat sich sehr gefreut. Er ist noch so schüchtern wie die letzten Jahre. Inzwischen hat Raymond 4 Geschwister. In der Schule könnte er erfolgreicher sein. Naja, Jungs in dem Alter! Überall das gleiche. Wir bekamen bei den Besuchern in den nun wirklich einfachsten Verhältnissen die herzliche Gastfreund-schaft zu spüren: frische Kokosnuss, Bananen, Papaya, Palmwein, Wasser und Erdnüsse. Noch macht der Magen mit!

Die Fahrt mit dem "Taxi" - natürlich mit Riss in der Frontscheibe - verlangte uns in dem Opel, aber auch dem Fahrzeug alles ab. Schnell waren die asphaltierten Straßen am Ende. Danach "wassergebundene" Beläge. Unglaublich! Tiefe Rinnen, spitze Steine, Hühner, Ziegen und viele Kinder. Immer lachend, immer fröhlich, scheinbar zufrieden und uns zuwinkend. Bei uns würde man auf solchen Wegen nicht mal wandern. Aber es tut gut alle Patenkinder zu besuchen und den Paten berichten zu können, dass die Unterstützung 1:1 ankommt und in die Bildung und Gesundheit des Kindes investiert wird. Immer in der Hoffnung, dass die unterstüzten Kinder es vielleicht mal besser haben. Hilfe zur Selbsthilfe! Abends sind wir ins "Nachtleben" von Kpalimé eingestiegen. Thomas Krahl erzählte von einem neuen "Belgier" in Kpalimé. Na, hoffentlich nicht nur Fritten und Trapistenbiere. Resultat: Fehlanzeige. Dem Belgier ist das Personal weggelaufen. Afrika! Also zur nächsten Empfehlung, nicht weit weg vom Hotel Geyser. Prima "Schuppen" mit Pizza-Ofen. Lecker! Alles etwas schärfer, aber richtig gut. Thomas und sein togoischer Musiker-Künstler-Kumpel machen Musik mit Gitarre, Banjo und Mundharmonika. Super! Nach dem Essen mit Taschenlampen - der Weg ist nicht weit, aber mitunter tief - zurück zum Geyser. Der Musiker und Künstler brachte noch von ihm handgeschnitzte Elefanten vorbei. Toll! Sofort für den Weihnachtsmarkt in Rheinbach gekauft. Und dann: Bettruhe in der Stille der Nacht in Togo. Nur die Klimaanlage surrt.


 

Freitag, den 25. November 2016

7.30 Uhr Frühstück und Koffer zum Bus. 8.30 Uhr Abfahrt. Es hat alles geklappt. Auch das Frühstück mit Fruchtteller inkl. Apfel aus Südafrika. Bezahlen - das Zimmer 17,- € - und auf zum dritten Agerto-Ausbildungszentrum in Kéméni bei Sokodé. Messan, der Gründer und Gesamtchef von Agerto, sowie seine hübsche Tochter Christina (24), fahren mit. Christina ist in Nigeria zur Schule gegangen und spricht daher Englisch, aber kein Französisch. Auf der Straße viele LKWs und Motorräder, sowie Schulkinder am Wegesrand - wie überall. Wir kommen auf der gut ausgebauten Straße gut voran. Salifou holt alles aus dem Toyota-Bus raus und düst mit 100 km/h über den Asphalt. Es fühlt sich an wie 160 km/h. In Deutschland zahlt man in Freizeitparks viel Geld für das Erlebnis. Nach einer Stunde sind wir im 75 km entfernten Atakpamé. Über Anié und Sotouboua (ab da wird die Straße wieder was ruckeliger) geht es bis Sokodé. Etwa 250 km liegen hinter uns. Wie immer ist es gefühlt - vor allem am Popo - das Doppelte. Unterwegs durchquerten wir erneut eine fruchtbare Gegend, auch wenn es nördlicher auch mehr trockene Grasflächen und Büsche dazwischen gibt. Immer wieder brennen die Bauern ihre Felder ab. Sieht, vor allem abends, gefährlich aus, funktioniert aber anscheinend. Am Straßenrand viele Lehmhütten und lediglich mit Palmwedeln bedeckte Holzgeflechte. Die Mehrzahl der Behausungen wären für uns unbewohnbar. Meine Bauaufsicht würde ganze Städte stilllegen. Auch die Autos die auf den Straßen fahren. Ich kenne manche Marken nur deshalb, weil ich schon gut über 50 bin. Die Reifen! Die Beladung! Schnell erreicht das Fahrzeug das doppelte Volumen. Mindestens! Naja, es funktioniert - in Afrika! Um 12.30 Uhr  waren wir im Hotel Central in Sokodé angekommen. Alles wie vor 7 Jahren! Der Runde Bungalow 122 ist meiner. Das Putzpersonal war gerade raus. Es roch noch kräftig nach Insektenspray. Ein gutes oder schlechtes Zeichen? Schnell die Bälle aufpumpen und um 14.30 Uhr ab nach Kéméni. Erst 30 Minuten die Straße weiter Richtung Norden, dann 15 Minuten Schotterpiste rechts ab. Zum Teil der nackte Fels als Fahrbahn!

In Kéméni hat Agerto 11 Auszubildende im Bereich Näherinnen, Tischler und Maurer. Das ganze Dorf ist anwesend. Wir werden von den Dorfältesten begrüßt. Sie führen uns vom Bus mit Trommelmusik zum Festplatz.

Das Sofa ist wieder da! Diesmal breche ich aber 2 x durch das Holzbrett. Die Weltbank hat 4 Gebäude für die Ausbildung finanziert. Togo-Hilfe hat die Toiletten, das Duschgebäude und die Dachrinnen mit Erdzisterne gesponsert. Der Imam, wir sind im muslemischen Gebiet, beginnt mit dem Gebet. Der Kantonchef, der König der Dörfer um Kéméni spricht und nennt auch die Wünsche für die Zukunft. Wir werden lange nicht alles erfüllen können.

Weiter geht es mit traditionellen Tänzen und Musik mit Trommeln und Flöten. Es kommen immer mehr Kinder. Die Frauen, leicht verschleiert, bildhübsch, adrett gekleidet, verfolgen die Zeremonie und bereiten das Essen vor. Wichtig!

Rede auf Rede folgt! Michael muss tanzen. Jubel bricht aus. So ein Tanz mit kaputtem Knie hat auch was. Endlich die Zeugnisausgabe. Eine junge Frau, leider heute krank, aber trotzdem da, wird geehrt. Sie ist Taubstumm, 32 Jahre alt, die Eltern sind verstorben, sie lebt bei der 72 Jahre alten Großmutter und hat nur durch zusehen mit einem speziellem Taubstummenlehrer, die Ausbildung zur Näherin geschafft. Ein Moment, den man nicht vergisst. Diese junge Frau hätte ohne die Unterstützung, ohne Eltern in Togo nie eine Chance gehabt. Alle, aber wirklich alle, jubeln. Eine neue Heldin für Afrika!

Danach die Zisternenanlage, das Duschgebäude und die neue Toiletten-anlage. Der Troß und die Kinder begleiten uns. Die Musik erschallt seit 3 Stunden. Ja, in Afrika wird Zeremonie groß geschrieben. Nach der Besichtigung der Toiletten zum Essen - das passt! Maisklumpen, scharfe Soße, Reis und diesmal doch Hühnchen. Lecker! Ich bin auf die Nacht gespannt! OK, ein Palmschnapps am Abend!

Wir besichtigen abschließend die Räumlichkeiten von Agerto. Ach ja! Agerto heißt Association Germano - Togolaise. Näherinnen, Tischler und Maurer, sowie den Schultrakt.

Die Rückfahrt verlief ohne Probleme. Es wurde auf der Hauptstraße dunkel, aber kurz nach 18.00 Uhr waren wir wieder im Hotel Central in Sokodé. Mit Messan übten wir Manöverkritik, denn wir wollen auch gegenüber unseren Förderern mit Gewissheit und Überzeugung um weitere Spenden bitten. Quasi ein Zertifizierungsgespräch. Agerto hat bestanden! Im Restaurant des Hotels - immer noch so seltsam kitschig - aßen wir zu Abend. Die leckere Gemüsepfanne war der Hit! Gregor ist zu uns gestoßen. Unser Guide für die zweite Woche mit dem Aufenthalt in Ghana. Wir sind gespannt. Morgen geht's nach Ghana!

 

Samstag, den 26.11.2016

Um 9.00 Uhr, nach dem üblichen Frühstück mit vielen Früchten, Weißbrot, mitgebrachtem Schwarzbrot, Marmelade, Rübenkraut (auch mitgebracht!), Butter, Tee, Kaffee und Orangensaft, geht's auf Richtung Ghana. Wir wollen auch was von Togo und den Nachbarländern kulturell aufnehmen. Die Nacht war erholsam, der Magen ruhig - alles ist gut! Um 5.00 Uhr der Muezin, um 6.00 Uhr die Fußballer mit Getöse zum Training - sonst ganz ruhig. Wir tanken in Sokodé. Der Liter Benzin oder Diesel kostet 435 CFA, das sind etwa 0,66 €. Natürlich für hiesige Verhältnisse sehr teuer. Daher gibt es auch überall "freie" Tankstellen. Das ist oft geschmuggelter Sprit aus Nigeria, abgefüllt in Plastik- oder Glasflaschen. Sieht aus wie Urinproben am Straßenrand! Sokodé ist die Stadt der Minarette in Togo. Fest in muslimischer Hand. Wir haben 60 km bis Bassar vor uns. Gregor, er kommt von dort, erzählt über die Geschichte und Kultur der Region. Er spricht gut Deutsch. Salifou besorgt noch Wasser und Eis für die Kühlbox. Der Verbrauch steigt! Durch den Harmattan, den Wüstenwind mit Sand aus dem Norden, ist es immer trocken warm, die Luftfeuchtigkeit hält sich in Grenzen, aber der Himmel nie strahlend blau. So viel Sand in der Luft!

Auffällig sind auch die Satellitenschüsseln. Wollen die damit, weil defekt, Wasser sammeln? Sie sind alle fast senkrecht ausgerichtet. Kein Wunder, denn wir sind ja ganz nah am Äquator. Also alles in Ordnung. Wir kämpfen uns die Serpentinen am Mt. Malfakassa entlang nach Bassar. Die Schlaglöcher nehmen mit jedem Kilometer zu, die Durschnittsgeschwindigkeit nimmt mit jedem Kilometer ab. Es geht durch den Malfakassa-Nationalpark, wo sogar vor Elefanten gewarnt wird. Nur gesehen hat hier bestimmt noch niemand ein lebendes Exemplar. Rinderherden sind gut in den Teakholzbeständen zu erkennen. Viele weiße Rinder!

Unterwegs einige, nein viele Kontrollen der Polizei, aber nicht so viele wie vor Jahren noch. Und es sind wirklich Polizisten und keine Wegezollforderer. Unsere letzte große Stadt in Togo, Bassar, ist die Hochburg des Yams-Anbau. Aus der Wurzel wird das Nationalgericht Fufu gestampft. Im Holzbottig von meistens drei Stampferinnen mit großen Holzstampfern. Eine Kunst! Das sämige, geschmacksneutrale Resultat wird mit der Hand in scharfe Soße getunkt und gegessen. Das Yams-Festival in Bassar mit Feuertanz und Umzügen ist über die Grenzen bekannt. Hinter Bassar, das wir endlich um 11.00 Uhr erreichen, geht die Piste in einen besseren, nein eher schlechteren, Feldweg über. Der Verkehr nimmt auch deutlich ab. Wir werden heftig durchgeschüttelt. Der feine, rote Sand kommt durch jede Ritze in den Innenraum. Um 12.45 Uhr wird das Gerüttel kurz unterbrochen. Wir sind in Natchamba (Togo) und Tatale (Ghana) an der Grenze. Wow, das ging schnell. Neuer Rekord für die Ausreise (10 Minuten) und die Einreise (20 Minuten). Ob das geforderte kleine Bakschisch geholfen hat? Danach geht es bis Yendi leider auf der Rüttelpiste weiter. Der Staub! Um 15.45 Uhr sind wir am Ende der Piste in Yendi angekommen. Der Versuch Geld zu tauschen scheitert. Banken und Wechselstuben haben schon zu. Eigentlich wollten wir uns in Yendi den Königspalast ansehen. Aber die Zeit drängt, denn es hat bis hierher, trotz des nicht eingeplanten Zeitgewinns an der Grenze, viel zu lange gedauert. Wir wollen noch in der kurzen Dämmerung in Tamale im Hotel ankommen.Daher nur ein schnelles  Foto vom Königspalast, ohne Audienz beim König. Leider Fehlanzeige. Das würde uns - ohne einen Besuch - verwehrt, da dies der König nicht wünscht. Na dann! Weiter nach Tamale.

Die Straße ist gut ausgebaut, aber durch zahlreiche Kontrollstellen - mehr als in Togo - und den brutalen Schwellern in den kleinen Ortschaften, die zum Schritttempo zwingen, dauert es doch seine Zeit. Es ist nicht weit ( 100 km von Yendi nach Tamale), aber es zieht sich! Nordghana unterscheidet sich kaum von Nordtogo. Auch hier - erstaunlich - sehr arm, viel Landwirtschaft und Viehzucht. Der Lebensstandard der gleiche - sehr gering! Wir schaffen es nicht ganz bis zur Dunkelheit in die, bei Expedia für knapp 15,- € das Zimmer, gebuchte Clinton Lodge. OK, von der gescheiterten Hillary ist der Schuppen nicht. Ein angeheuerter Motorradfahrer führt uns die verwinkelten Feldpisten bis zum Hotel. Geschafft! Michael und ich, wir teilen uns ein Riesenbett. Wir könnten noch untervermieten. Ab unter die Dusche. Das Wasser tröpfelt spärlich. Aber der Staub muss runter! Auch aus der Kehle. Es gibt nur Softdrinks an der "Bar", die aus einer vollgestellten Theke, drei Tischen und Stühlen dazu besteht. Und der Kühlschrank natürlich. Ich habe noch einige Cedis von vor 3 Jahren und schicke den "Boy" kaltes Bier besorgen (Betonung auf beiden Wörtern "kalt + Bier"). Das Abendessen wird zum Drama, da man es nicht gewohnt ist 7 Personen mit den Wünschen aus der Karte und den Sonderwünschen (nur Tomaten und Käse auf die Spagetti, nicht auch Hackfleisch oder keine Paprika und Zwiebeln oder Käse bitte extra) korrekt zu bedienen. Michaels beide Versuche blieben erfolglos. Also mit knurrendem Magen ins Bett. Das Frühstück wird "mit klarer Ansage" für 7.00 Uhr bestellt. Es dauert dann auch noch länger mit der Rechnung. Wir bezahlen in US-Dollar. Auch die bereis an Expedia bezahlte Übernachtung, da die Lodge das Geld nicht bekommen hat. Expedia gibt auf Nachfrage grünes Licht und wird den gezahlten Betrag zurück überweisen. Danach noch was ins Internet. Das ist stabil. Gute Nacht!

 

Sonntag, den 27. November 2016

1. Advent! In Afrika bei mehr als sommerlichen Temperaturen! Hat was! Die Nacht war OK. Recht warm und um 3.30 Uhr und 5.00 Uhr der Muezin von der benachbarten Moschee. Das Mädel mit dem Frühstückszettel war nicht da. Also alles neu erklärt. Hat aber - mit Verspätung - geklappt. Auch zwei Ananas aus unserem Obstbestand sind fein aufgeschnitten. Um 8:15 h hieß es aufsitzen, denn über 500 km liegen garantiert vor uns. Es geht von Tamale, der Hauptstadt der Northern Region, nach Kumasi, der Hauptstadt des stolzen Ashanti-Volkes. Beim Tanken - das Benzin kostet 3,60 Cedis, das sind 0,85 € - sahen wir eine Werkstatt für Tuk-Tuks. Sie werden immer  mehr auf den Straßen in Togo und Ghana. Sie kommen als Bausatz aus Indien

Auch Trecker nehmen, wenn auch nur in Ghana, zu. Wir kommen auf der gut ausgebauten Straße bestens voran. Bei Yapei überqueren wir um 9.30 Uhr den White Volta. Am Flußufer wird eifrig gewaschen. In einer guten Woche sind Wahlen in Ghana. Viele bunte Bilder und Fahnen am Wegesrand. Die Lautsprecherwagen fahren umher. Es läuft aber alles sehr gesittet ab. Ghana ist eine stabile Demokratie. Von der Hauptstraße geht es später 80 km ab zum ersten Ziel des Tages. Glücklicherweise ist diese Straße auch neu gebaut. Um 10.30 Uhr erreichen wir Damango und um 11.00 Uhr Larabanga, die heilige Stätte Ghanas.

Wir raus aus dem Bus, Asyl in der nächsten Behausung gesucht und den armen Salifou bedauert. Im wirklich strömenden Regen wechselte er den Reifen. Jetzt fahren wir 4 unterschiedliche Marken! Ich erfreute die Kinder in der Hütte derweil mit den orangen Luftballons von OBI. Dann ging es weiter. Natürlich hörte es dann auch sofort auf zu regnen

Wir schauten uns die Kintampo- Wasserfälle an. Ein Weg führt hinab.

26 m stürzt das Wasser in die Tiefe um dann im Tropenwald zu verschwinden. Schon beeindruckend! Salifou hat in der Zwischenzeit den 2. Reservereifen aufpumpen lassen.

Wir müssen schnell weiter. Noch knapp 200 km bis Kumasi. Aber die Straße hält! Gregor hat an einer der zahlreichen Mautstationen gekochten Yams besorgt. Viel leckerer als gestampft! Zwar trocken, aber noch heiß und nach Kartoffel schmeckend. Sehr mehlig. Die Polizeikontrollen alle gut 10 km sind nervig. Abbremsen, anhalten, warten auf eine Reaktion, Autopapiere zeigen oder lässig in Uniformhose und Unterhemd weitergewunken zu werden. Wovor hat der Staat Angst? Es fängt schon wieder an zu Regnen. Erst ein wenig. Dann heftig. Dann wieder Sonnenschein. Schon beeindruckend hier. Obwohl früher die Regenzeit Ende November immer zu Ende war. Auch hier verschiebt sich das Phänomen. Der Verkehr nimmt immer mehr zu. LKWs am Sonntag, viele Kleinbusse mit Mitfahrern deutlich über der Zulassung, Aufgehalten durch die überladenen Lastzüge - trotzdem nähern wir uns der Millionenstadt Kumasi. Open Street View - offline, aber mit GPS - lenkt uns durch die Stadt. Am Hotel Golden Gate endlich um 19.30 h, deutlich nach dem Sonnenuntergang angekommen, eine Enttäuschung! Unser Hotel, gebucht im Voraus, ist ein anderes. Es hieß früher so. Heute das Kings Tower Hotel. Wie dorthin kommen? Anrufen, sollen uns abholen! Gesagt, getan. Um 20.15 h sind wir, geführt vom Hotelangestellten endlich da. Eine ruhige Lage. Aber warten wir die Nacht ab. Nettes Personal, schnell begreifend und wirklich bemüht. Ja, hier bleiben wir 3 Nächte. Schnell das Essen bestellt, aufs Zimmer - hui, fast (aber nur fast) Europäisch und sauber. Wir fühlen uns wohl - ohne Moskitonetz. Hände und Gesicht gewaschen und das Handtuch sieht aus wie nach einer Woche Paris - Dakar. Mit dem Essen klappt fast alles und auch beim Abschlussbier an der Bar immer noch freundliches und vor allem motiviertes Personal. Sie wollen eine Fanta? Ich empfehle Ihnen was leckeres anderes mit einem Schuss Ananassaft. Quasi der Almdudler Afrikas. Hui, was war mein Hähnchen scharf. Chili ist hier Chili! Das muss noch, es ist 1. Advent, gelöscht werden. Gesagt, getan. Danach: Gute Nacht!

 

Montag, den 28. November 2016

Und wieder wird um 8.00 Uhr gefrühstückt. Das Restaurant ist gegenüber dem Kings Tower Hotel. Wir haben gut geschlafen. Die Dusche war, trotz Durchlauferhitzer, kalt. Aber sauber ist es. Und "kalt" ist in Afrika relativ. Frühstück als Buffet! Omlette am Morgen ist OK, aber der englische "Kram" muss nicht sein. 9.00 Uhr Abfahrt zum Geldtauschen. Die GCB, die Ghana Comercial Bank, soll den besten Kurs haben. Also hin. Ergebnis: Verkehrschaos drum herum. Alles hupt, es stinkt (die Autos, die Gosse, die Verkaufsstände), Michael und Aimé sollen umtauschen gehen, werden aus dem Kleinbus gelassen und Salifou fährt einmal im Viertel umher, denn Parken ist unmöglich. Alle Anstrengungen nutzten nichts, für Euros gibt es bei der GCB keine Cedis. Aber die Barclay-Bank in der Universität würde Euros in Cedis wechseln. Nachdem wir uns endlich wiedergefunden haben, ab zur Uni. K.N.U.S.T. heißt die Universität. Ein Riesengelände. Ähnlich den Universitäten in Accra und Cape Coast, die wir vor 3 Jahren besucht haben. Endlich um 10.30 Uhr werden aus meinen 150,- € immerhin 630,- Cedis. Jetzt aber ab in die Stadt. Kumasi, 2,5 Millionen Einwohner, die Ashanti-Hauptstadt wartet schon auf uns.

Er lotst uns zum zweitgrößten Krankenhaus von Ghana und zeigt uns ein auf dem Gelände beheimatetes Heiligtum der Ashanti. Beeindruckend! Von dort steuert George uns zum Königspalast des Ashanti-Königs. Es herrscht Trauer, da die Mutter des Königs, die nicht die wahre Mutter des Königs ist (in aller Regel) und eine höhere Stellung als der Ashanti-König hat, gerade mit 111 Jahren gestorben ist. Jetzt ernennt der König eine neue Königsmutter. Wir erfahren beim Rundgang durch das ehemalige Wohnhaus der Ashanti-Könige viel über die Ashanti, ihre Bräuche und das Leben der Könige. Ein Film stimmt uns ein. Dann übernimmt ein Guide, der - wieder mit stolz und Begeisterung - uns durch "seinen" Königspalast führt und auch alles vorführt. Besonders freut es ihn uns das Bild vom Besuch von Bundespräsident Horst Köhler in Ghana zu zeigen, da er den Ashanti-König traf. Er erzählt von dem berühmten "Goldenen Stuhl" der Ashanti-Nation und dass dieser Stuhl höher steht als der König und nicht zum sitzen da ist. Der jetzige König ist seit 1999 Nana Osei Tutu II. Der Name wird festgestellt durch das erstmalige berühren der Hand des neuen Königs am goldenen Stuhl. Mit verbun- denen Augen. Das Ashanti-Königreich, das Königreich des Goldes, feiert alle 42 Tage mit dem König das Adare-Fest in alter Tradition.

Wir verlassen das Palastgelände, genauer den Manhyia Palast mit den unzähligen Pfauen (aus ursprünglich 2 sind über 500 geworden) im Garten. Wir verspüren an diesem tropisch warmen Tag mit über 36 ℃ Durst und Hunger, denn am Mittag ist uns nicht nach Nahrungsaufnahme. John empfiehlt das Jofel. Gute Wahl! Mein extra scharfes Rindfleisch ist extra scharf. Ich spüre jetzt über 40 ℃! Unsere "Schwarzen" sind froh in der Umgebung in einer der zahlreichen Garküchen am Straßenrand etwas Afrikanisches zu essen. Zurück durch den immer noch dichten Verkehr und das immer noch bunte Treiben am Wegesrand. An den Kreuzungen herrscht immer reger Verkehr und Stillstand, da die Autofahrer voll auf die Lautstärke der Hupe (zu Deutsch: Warnsignalanlage) und die Macht des Stärkeren setzen. Nicht ein Millimeter wird gewichen. Das Chaos auf der Kreuzung ist perfekt. Das sind die Minuten der vielen Verkäuferinnen, die alles mögliche auf den Schlüsseln auf dem Kopf anbieten, von Eiern (wie lange garen die schon in der Hitze?), über Klopapier, Bananen, bis hin zu Tabletten und irgendwas undefinierbarem (aber wohl essbarem). Ein Knochebjob. Wie oft wird wohl jemand in dem Abgassmog angefahren? Wenn sie uns Weiße sehen ist die Hoffnung auf ein Geschäft besonders groß. Und wenn wir auf Nachfrage sagen, dass wir aus Deutschland sind, dann wollen alle mit. Jetzt noch geräucherten Fisch? Lieber nicht! Das ist Kumasi 'by night"! Unser Abschluss an der Hotelbar mit den plüschigen Sofas in violett (Königlich!) ist wie immer nett. Aber was war das für ein Tag in Kumasi. Wir haben es überlebt! Wir sind Helden!

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Dienstag, den 29.11.2016

Minus 6 Grad in Rheinbach - schon fast 30 Grad plus in Kumasi. So unterschiedlich starten wir in den Tag. Heute Frühstück mit Spiegelei und Nutella aus Ghana. Wir sind scheinbar die einzigen Hotelgäste. Pünktlich ist John da um uns durch den Tag zu begleiten. Schnell noch ausreichend Wasser und Kühleis in die Kühlbox und dann eine Rundfahrt durch die Universität von Kumasi, K.N.U.S.T., deren weitläufiges Gelände sich unweit von unserem Hotel an einem Hügel erstreckt. Eine längere Diskussion am Eingang ob wir mit einem Fahrzeug aus Togo auf das Gelände dürfen, endet positiv. Auffallend sind die mächtigen, einzeln stehenden Bäume auf den großen Wiesenflächen. Sie wurden vom ersten Präsidenten Ghanas, gestiftet vom Botanischen Garten in Ghana, gepflanzt. Wir sehen die Unterkünfte für Studenten und Professoren, die Institute, die Verwaltung und die Hörsaalgebäude. Fast alles kann man hier studieren - Mathematik, Chemie, Anglistik, Fremdsprachen, Landwirtschaft, Pharmazie, Medizin, Kunst, Architektur, Wirtschaft - um nur einige Studiengänge zu nennen. Die Studiengebühren liegen bei etwas 1.300,- US-Dollar im Jahr, incl. einem Jahr Unterkunft auf dem Campus. Ab dem zweiten Jahr muss auch für das Wohnen bezahlt werden. Für Studenten aus dem Ausland liegt der Betrag bei bis zu 6.000,- US-Dollar im Jahr. Noch immer suchen die meisten Absolventen nach dem Abschluss ihr Glück im Ausland. Schade für Ghana und die Nachbarstaaten!

Wir fahren ins Umland, denn es ist geplant drei Handwerkerstädte zu besichtigen. Der Start ist in Bonwire, einem Kente-Dorf. Kente ist der typische, farbenfrohe, gewebte Stoff, der besonders bei Feierlichkeiten getragen wird. Im Hinterhof sind die alten Webstühle in Aktion. Männer weben an den einfachen Holzwebstühlen. Wir durften es auch  mal ausprobieren. Gar nicht einfach! Und ganz schön schwer der Stoff!

Unser nächster Halt ist in Ntonso. Wir parken unter hohen, alten Bäumen an der Grundschule. Herrlich wie die Kinder hier auf dem sandigen, unebenen, von Steinen übersäten, direkt an der Durchgangsstraße gelegenen und nicht eingezäunten "Schulhof" spielen. Die Jungs mit etwas, was früher mal ein Ball war. Die Mädchen mit einem großen Springseil. Nur fröhliche Gesichter. Was könnten wir Geld sparen. Aber wir Überregulieren ja so gerne. Manchmal ist weniger mehr. Wir gehen zu einer Adinkra-Farbstoffherstellung. Die schwarze Adinkrafarbe wird aus einer Baumrinde gewonnen. Wir sehen, wie die Rinde geschält wird, im Bottich mit Wasser aufquillt, dann zu Fasern gestampft wird um zuletzt aufgekocht zu werden. Naturfarbe Schwarz. Damit werden die Stoffe bedruckt. Absolut Waschmaschinenfest, wie uns "das Personal" mehrfach bestätigt. Wir dürfen stampfen und Silvia bedruckt sich einen Stoff mit einem Symbol für Mann und Frau. Auch hier spielt sich alles draußen an. Stoffe in den tollsten Farben und mit den unterschiedlichsten Symbolen hängen an Seilen zwischen den Bäumen. Alles handgefertigt.

Das dritte Dorf wartet. Es ist Pankrono. Hier haben die klassischen Holzschnitzer ihr zu Hause. Das kennen wir auch von anderen Regionen und seit Jahren aus Togo. Ein Künstler haut aus riesigen Baumstämmen den Goldenen Stuhl der Ashanti. Zeit für eine Erfrischungspause, bevor es zum Markt nach Kumasi geht. John lenkt Salifou geschickt auf Nebenstraßen - wie sieht es da aus! - bis ins Herz von Kumasi. Pulsierendes Herz ist der größte Markt Westafrikas. 45.000 Marktstände gibt es offiziell. Es sind aber deutlich mehr Händler auf und um den Markt. Wir parken an der katholischen Basilika von 1929 und gehen zu Fuß über den Markt.

Es beginnt eine einstündige Tour, die wohl keiner jemals vergessen wird, obwohl wir nur den Rand streifen. Auch Aimé und Georg sind "baff" was das für ein Riesenmarkt ist. Es gibt alles! Alles! Und es wird aus allem was gemacht. Aus alten Autofelgen werden Kochtöpfe, aus Blechen werden Eimer geformt, aus Stoffresten wird noch was genäht. John führt uns an Ecken mit fantastischem Blick auf das Markttreiben.

Es ist eng. Sehr eng. Die Frauen tragen unentwegt in Schlüsseln auf dem Kopf Waren zum und vom Markt. Roher Fisch und geräucherter Fisch, Gewürze aller Art, Seifen, Fleisch, Innereien, Gemüse, Obst und alles an "Non-Food". Der pure Wahnsinn. Und Gerüche! Auch der pure Wahnsinn. Wir kämpfen uns durch - können gar nicht alle Eindrücke aufnehmen. So viel ist hier los. An den "Aussichtspunkten" bleibt was Zeit um mal alles auf sich einwirken zu lassen. Wir sind überwältigt. Das ist Afrika und das Chaos funktioniert. Nur, wenn hier mal "was passiert" - aus dem Chaos wird eine Katastrophe.

Noch benommen von den Menschenmassen geht es zurück zum Hotel. Wir verabschieden John, sagen ihm Danke für das was wir sonst sicherlich nicht so erlebt hätten. Und nun noch eine Abkühlung im Pool. Das kleine Außenbecken reicht uns. Tut das gut. Mit dem mit Wasser gefülltem OBI-Luftballon kommt Spielfreude auf. Das Kind im Manne lebt! Das Abendessen nehmen wir im Hotel ein. Pizza! Wieder recht scharf. Ein erlebnisreicher Tag mit vielen Eindrücken geht zu Ende. Wir verstehen die Westafrikaner immer ein Stückchen besser. Das hilft uns bewusster zu helfen. Im Zimmer den Ventilator unter der Decke an, an jedem Flügel ein Handtuch und bei langsamer Fahrt ist alles ruckzuck trocken!

 

Mittwoch, den 30. November 2016

Wie immer sind wir gegen 6.00 Uhr wach geworden. Die quietschenden Türen im Hotel sind ein guter Wecker. Heute heißt es Abschied zu nehmen von Kumasi, der zweitgrößten Stadt Ghanas. Jetzt sind wir reif für die Hauptstadt und größten Stadt, für Accra. Die Dusche ist heute heiß. Nur heiß! Im Mittel ist damit alles in Ordnung. Das Frühstück bietet als Neues gekochtes Ei und Gurken, sowie Paprika. Father John von der Partnergemeinde der kath. Kirche in Meckenheim in Kumasi ist doch noch vorbeigekommen. Es gab im Vorfeld Probleme beim Austausch der Informationen. Ein wenig Aufklärung über unsere Arbeit in Togo, überreichen des Togo-Kalenders, der Post aus Meckenheim und schon mussten wir starten. 9.00 Uhr pünktlich Abfahrt ins etwa 260 km entfernte Accra. Auf der gut ausgebauten Straße, zum Teil sogar vierspurig, geht es zügig voran. Die ewigen Hubbel nerven allerdings! Aber die Polizeikontrollen sind deutlich weniger geworden. Wir durchqueren eine sehr grüne, hügelige und fruchtbare Region von Ghana. Fast wie im Tropenwald. Viele Palmen und Bananenbäume. Die Kakao-Ernte hat gerade begonnen. Am Straßenrand wieder unzählige Verkaufsstände.

Nach 150 km machen wir, wie von John noch empfohlen, um 12.00 Uhr Pause im Linda Dor Highway Rest Stop. Gut und relativ modern gemacht. Eine Erfrischung tut jetzt auch gut. Nach einer halben Stunde geht's weiter. Noch 100 km bis zu unserem Ziel in Accra. Salifou meint immer noch er würde nach der Ankunftszeit bezahlt. Je früher umso mehr. Wir haben ihm dann doch gebeten über die wirklich wahnsinnigen "Hubbels" dezenter drüber zu fahren. Der Po und der Kopf sagen, ebenso wie der Kleinbus aus Japan, Danke! Wir kommen gut durch nach Accra. Kurz vor der Hauptstadt fängt es an heftig zu regnen. Die Händler an der Straße bringen alles in Sicherheit. 15 Minuten irrer Platzregen. Danach scheint wieder die Sonne. Die Temperatur geht von 36 ℃ auf 34 ℃ zurück. Ein warmer Regen. Klaus lenkt uns durch das ebenfalls an Autos erstickende Accra. Unweit vom  Flughafen ist unser gebuchtes Hotel beheimatet. Die Mahogany Lodge.

Für die letzten Tage ein Hotel nach europäischem Standard! Nur der mit Maschinengewehr bewaffnete Sicherheitsmensch am Eingang irritiert. Überhaupt ist das Hotel gut abgesichert. Gregor verlässt ums um zurück nach Togo zu reisen. Wir treffen uns im Hotel mit dem von John empfohlenen Guide Nii. Er schlägt die Möglichkeiten für den morgigen Tag in Accra vor. Wir sind einverstanden, auch mit der Entlohnung. Wir essen im Hotel. Vor dem Essen werden heiße Tücher gereicht. Die Stoffservietten werden uns vom, immer reichlichen, Personal umgelegt. Michael und Uschi Essen naja, eher Italienisch, dafür Silvia, Klaus und ich traditionell Ghanaisch. Ich habe Fisch und Reis mit Pallawersauce. Lecker! Sogar einen Espresso gibt es nach dem Essen. Europa, wir sind bald wieder da! Früh geht's auf das Zimmer, in Vorfreude auf die Dusche morgen. Das Bad macht Freude auf das Aufstehen morgen früh. Was geht es uns gut.

 

Donnerstag, den 1. Dezember 2016

Der Dezember beginnt und wir sind am schwitzen. Schon komisch! Die Nacht war kurz, denn das Bett für zwei einfach zu schmal. Außerdem war es die Nacht entweder zu kalt (mit Klimaanlage) oder zu warm (ohne Klimaanlage). Aber eine super Dusche mit Regenwaldduschkopf wartet. Das tat gut! Ebenso das Frühstück. Cornflakes, Rührei, Früchte, Saft, verschiedene Brotsorten - alles dabei. Sogar frisch aufgebrühter Kaffee statt dem Nescafé. Um 9.15 Uhr starten wir mit Nii. Auch die 5 Mio. Einwohnerstadt Accra will entdeckt werden.

Wir wohnen im Botschaftsviertel. An der US-Botschaft vorbei - alles sehr auffällig bewacht und mit hohen Mauern umgeben - kommen wir nach wenigen Minuten am W.E.B. du Bois Memorial Centre for Pan African Culture in Ghana an. Dr. William Edward Bagatte du Bois, 1868 in Massachusetts geborener Sozialist, kam 1961 nach Ghana. Er gilt als der Vater der Pan Afrikanischen Bewegung. Der 1. Präsident Ghanas nach der Unabhängigkeit 1957, Dr. Kwame Nkrumah, schenkte Dr. du Bois das Haus, das wir besichtigten. Er starb als Ghanaer 1963. Das Mausoleum liegt neben dem ehemaligen Wohnhaus, heute Museum. Vorbei am Flaggstaff-House, dem Sitz des Präsidenten bzw. Stellvertreters, fuhren wir am Rande des Marktes entlang. Auch hier für uns Mitteleuropäer Chaos pur. Und natürlich kein Durchkommen. Durch die am kommenden Mittwoch anstehenden Wahlen in Ghana ist alles noch lauter und bunter. Junge Männer als lebendige Litfaßsäulen, angemalt in den Farben der jeweiligen Partei, stehen an markanten Stellen, werben um Stimmen und Spenden. Viele Menschen zeigen offen durch das Tragen von Schals oder Hüten, T-Shirts oder den Farben der Partei, für wen sie stimmen. Aber alles läuft, trotz auch lautstarker Botschaften aus dem Lautsprecher, friedlich ab. Wir fahren durch die Oxford-Street mit ihren westlichen Einkaufsläden. Was für ein Gegensatz zu dem Markttreiben! Weitere Märkte folgen - der Handymarkt, der Motorradmarkt, u.v.m.. Auch die vielen Prediger fallen auf. Sie stehen irgendwo und predigen lautstark mit dem Megaphon oder der Lautsprecherbox. Laut sind sie auf jeden Fall. Daneben bettelt dann ein Moslems um etwas Geld. Fast alle Autos, vor allem die Kleinbusse, tragen biblische bzw. religiöse Sprüche. 

Mittags sind wir, wie vor 3 Jahren, im Tawala unmittelbar am Strand. Eine idyllische Strandkneipe im Sand. Palmen, laues Lüftchen, Blick aufs Meer und  lecker Essen. Der Red Snapper mit frittiertem Yams - ein Gedicht! Und das für unter 10,- € mit Getränk! Der Abschied von dieser Idylle fällt uns schwer.

Wir  fahren, ebenfalls an der Küste, zur Kunstgalerie der Artist Alliance Galery. Ein dreistöckiges Gebäude. Unten Antiquitäten und Verkaufsräume, aber auch eine Ausstellung mit Kunstsärgen, egal ob als Fisch, Auto, Burg oder Turnschuh. Sehr gelungen idie Ausstellungen im 1. und 2. Obergeschoss. Tolle, beeindruckende Kunst, vor allem der einheimischen Maler. Das Lebensgefühl ist in jedem Bild, in jeder Zeichnung spürbar. Schade, es geht schon weiter.

Wir halten am Unabhängigkeitsplatz, dem Schwarze-Sterne-Platz von 1957. Auf  dem großen Platz, der von Tribünen umsäumt ist, wird jährlich der Unabhängigkeit gedacht.

Über dem Elektronikmarkt und dem Textilienmarkt ereichen wir, staugeplagt, den Handwerkermarkt. Sicherlich sind wieder nette Kleinigkeiten für den Weihnachtsmarkt nächstes Wochenende zu erwerben. Nervig ist, dass ein geordnetes anschauen und vergleichen nicht möglich ist. Jeder fasst einen an und will, dass man den Shop betritt. Michael und ich, wir geben auf und schauen lieber den lautstark sich streitenden Glücksspielern über die Schulter. Silvia erwirbt verschiedene Stoffe. Wir sind gespannt welchen neuen Afrikalook sie uns nächstes Jahr zeigt. Den Abschluss mit Nii, der uns mit gewagten Schleichwegen durch die Stadt geführt hat, machen wir im "Lord of the Wings". Hier ist schon alles in Weihnachtsdeko! Musik, Weihnachtsbaum, Schnee an den Fenstern. Schon ulkig! Auf jeden Fall kitschig! Ein Laden mit überwiegend Weißen als Gästen und unzähligen Einheimischen als Bedienungen, Köche, Kassierer, usw.. Wenn auch nicht so typisch Afrikanisch - lecker ist es. Im Hotel findet die Abschlussbesprechung mit Aimé statt. Fest steht, es war wieder sehr interessant und beeindruckend! Wird diese Nacht angenehmer, denn die nächste Nacht im Flugzeug wird noch unentspannter!?

 

Freitag, den 2. Dezember 2016

Unser letzter Tag in Westafrika. Ja, die Nacht war was besser, aber optimal ist was anderes. Um 8.00 Uhr wird gefrühstückt. Ein Guter Einstieg in einen ruhigen Tag im Hotel, insbesondere am Pool. Gegen Aufpreis dürfen wir die Zimmer bis zum "Abflug" zum Flughafen nutzen. Man hat ja doch eine Menge zu "rödeln" bis alles wieder Abreisefertig ist. Wir verabschieden Aimé und Salifou und sagen Danke für die Unterstützung bei der Realisierung der Tour. Ohne Aimé wären wir in der Effektivität und der Kontrolle unserer Arbeit auch nicht so gut. Sie fahren noch kurz vor der Grenze nach Togo in Ghana bei Bekannten vorbei um denen einiges an Unterstützung zu bringen. Heute ist Feiertag in Ghana. Farmers Day. Daher hat das Goethe-Institut, gleich hinter unserem Hotel, zu. Schade, denn wir wollten, wie in Lomé in Togo auch, mal interessenhalber hin.

Den Vormittag verbringen wir am und im Pool. Das tut auch mal gut. Quasi "runterkommen" von den vielen Eindrücken der Tour. Jeder schreibt noch was an Erinnerungen auf, sortiert die vielen Bilder und bereitet sich auf den Rückflug vor. Mittags wandern wir drei Straßen weiter zu "Captain Hooks". Nochmal lecker zum Abschluss Essen. Ein feiner Laden. Alles im Fischerlook. Zum Glück sind nur, für die Verhältnisse hier, die Preise gesalzen. Das Essen ist fein gewürzt. Ich habe natürlich wieder Fisch. Auch hier leuchtet der Weihnachtsbaum und blinkt in allen Variationen. Amerikanisch halt. Nein, wir haben Weihnachten bei den Temperaturen noch nicht "auf dem Schirm". Nochmal schön unter die Dusche, in die Jeans - die Zeit der Shorts ist beendet -, die Jacke im Handgepäck parat gelegt und um 18.00 Uhr mit dem Hotelservice zum Flughafen. Nach 15 Minuten sind wir da. Weitere 10 Minuten und unsere Koffer sind am Eingang durchleuchtet. Nochmals 10 Minuten und wir sind eingecheckt. 11 kg und 16 kg wiegen die Koffer von mir. Da ist viel in Togo geblieben. Nach weiteren 2 Vor-Checks der Papiere und 3 End-Checks vor dem Boarding sind wir am Boardinggate. Michaels Feuerzeug im Handgepäck bleibt allerdings in Ghana. Beschwerden über das Personal ist ausdrücklich verboten. Steht überall angeschlagen. Wer es doch tut wird vom Flug ausgeschlossen! Heftig! Das Flughafengebäude und das Umfeld haben deutlich an Attraktivität gewonnen. Moderne Infrastruktur. Hier ist nicht das typische Ghana. Auch hier fällt auf, dass nur ganz wenige Menschen rauchen. In Togo und Ghana wird von Einheimischen eigentlich nicht geraucht. Die kauen ihre besonderen, berauschenden Bohnen und Rinden. Um 22.05 Uhr soll das Flugzeug, eine Boing 777-300 - also mit 408 Passagieren größer als der Airbus beim Hinflug - nach Amsterdam abheben. Um 21.15 Uhr beginnt das Boarding. Um 21.45 Uhr habe ich meinen Platz. Er war besetzt. Der Herr saß falsch. So, meinetwegen kann es losgehen. Die Flugzeit für 5302 km wird mit 6 Stunden und 9 Minuten angegeben. Der Herr neben mir hat bereits seinen Mantel an. Hoffentlich schwitzt er nicht! Jetzt nimmt er sich auch noch die Decke. Hey, wir sind noch in Ghana! Die Maschine ist voll belegt. Wir fahren um 22.05 Uhr pünktlich aus der Parkposition. Um 22.15 Uhr starten wir zu einem ruhigen Flug. Um Mitternacht Abendessen und dann versuche ich etwas die Augen zu schließen. Nicht einfach!

Samstag, den 3. Dezember 2016

Der Flug ist ruhig. Die Nacht ist unruhig. An Schlaf ist trotz des guten Sitzabstandes nicht zu denken. Schön mal wieder die alten CDs zu hören. Das Entertainmentprogramm ist sehr gut. Ein Frühstück mit Früchten und Joghurt um 04.00 Uhr - wir haben schon wieder dt. Zeit. Die Landung pünktlich um 5.30 Uhr. Das lässt hoffen, dass Michael und ich den Anschluss nach Düsseldorf schaffen. Wir verabschieden uns kurz voneinander, aber Uschi, Silvia und Klaus, unsere Süddeutschen, werden ja am Wochenende schon wieder in Rheinbach zum Weihnachtsmarktstand da sein. Dann heißt es wieder Einnahmen erzielen um weiter Gutes tun zu können. Durch die ersten Kontrollen durch schaffen wir es auf dem weitläufigen Flughafen Schipol zum Boarding pünktlich am Gate zu sein. Mit einer Fokker 70 geht's weiter. Von dem größten Vogel von KLM zum kleinsten Spatzen. 80 Passagiere können mit. Auch der Flug ist voll besetzt. Wenn es jetzt noch unser Gepäck schafft, dann wäre das super. Wir fliegen später ab, weil noch Koffer eingeladen werden. Das lässt hoffen. Ein langer Weg zum Startplatz. Fahren wir nach Düsseldorf? Um 7.15 Uhr sind wir in der Luft. Es gibt Wasser aus der Türkei und Spekulatius aus Holland. Schon um 7.45 Uhr setzen wir wieder auf. Im Schneematsch von Düsseldorf. Wir sind wieder in Deutschland! Minus 4 ℃. Kurzer Bustransfer, Kofferband und auch unsere Koffer sind alle mit da. Birgitta nimmt uns um 8.15 Uhr in Empfang. Eine Stunde später sind wir wieder in Rheinbach. Eine tolle Tour mit guten Freunden ist am Ende. Alles ist gut gegangen. Auch der Magen hat alles vertragen, auch wenn er so manches das erste Mal kennengelernt hat. Danke!

Fazit:

Wie jedes Jahr eine gelungene, eine wichtige Reise. In Togo haben wir die letzten 15 Jahre so viel geleistet - das kann sich sehen lassen! Wichtig, es ist immer Hilfe zur Selbsthilfe. Die Schulbauten, die Kindergärten, die Brunnen, die Krankenstationen, die Ausbildungszentren, die EDV-Räume und vieles mehr: Immer bringen unsere Partner vor Ort einen, wenn auch kleinen, Eigenanteil. Auch muss die Hilfe nachhaltig sein. Bildung und Gesundheit stehen im Mittelpunkt. Daher jedes Jahr die Visite. Ist noch alles gepflegt? Werden die Brillen noch getragen? Jedes über die Sozialpatenschaften gefördertes Kind wird in Lomé und Kpalimé besucht. Wie ist die Entwicklung? Wie sind die Schulerfolge? Wie sieht es mit den Lernbedingungen und der Hygiene zu Hause aus? Nur einige Fragen, die die Paten haben und bei den Besuchen geprüft werden. Wichtig sind hier unsere Unterstützer vor Ort mit Aimé  als Chefkoordinator. Jede Woche ist er für die Togo-Hilfe-Rheinbach gefordert. Ein Glücksfall. Wichtig ist auch, dass wir das Land, auch die Nachbarländer, bereisen. So lernen wir die Unterschiede kennen und können gleichzeitig noch mehr Land, Leute und Kultur verstehen. Und wir von der Togo-Hilfe um unseren Vorsitzenden Michael F. Firmenich, wir machen das alle ehrenamtlich und zahlen unsere Tour natürlich selbst.

 

Wir garantieren:

Jede Spende kommt zu 100 % in Togo an. Gutes tun mit gutem Gewissen ohne Verwaltungskosten, da wir die auch privat selber tragen.


Erlebnisse und Eindrücke von Michael F. Firmenich

Dies wird nun meine 19. Reise nach Togo. Seit vielen Wochen habe ich sie mit unserem Koordinator Aimé Dogo, der in Togo lebt, ausgearbeitet. Aimé, trotz seiner Ausbildung als Lehrer für Deutsch und Französisch damals ohne Stelle, ist unser treuer, fleißiger und zuverlässiger Freund und hilft uns seit dem Jahr 2003. Ohne seine intensive Betreuung unserer Projekte und der Patenschaften, wäre für mich eine Vereinsführung mit meinen Ansprüchen nicht denkbar. Ich danke Dir lieber Aimé für all Deine Hilfe.


Nachdem bereits Stefans ausführliche Tagesberichte unserer Tour ab dem ab dem 21.11.2016 zu lesen sind und die von Silvia vom 18. Bis 21.11.2016, folgt nun mein Bericht.


Stefan, der ja 6 Tage nach mir nach Togo eingereist ist, tippte seine ausführlichen Tagesberichte in sein Smartphone, meist während der Fahrt in unserem alten Mazda-Bus. Wenn wir dann Internetverbindung hatten, was am Anfang in Togo eher selten war, sandte er seinen Bericht von unserer Togo-Ghana-Tour an unseren Webmaster Thomas nach Berlin. Auch Silvia, die mit ihrem Mann Klaus 3 Tage vor Stefan angereist war, hat ja auch schon ihre Erlebnisse von den Besuchen/ Treffen mit den Patenkindern geschildert.
Danke lieber Thomas, der Du als unser Webmaster immer so prompt reagiert hast und alles teilweise sogar taggleich auf www.togohilfe.com und bei Facebook eingestellt hast! Du bist eine unheimlich große Hilfe.

Aufgrund meiner zusätzlichen Programmpunkte reiste ich bereits am Mittwoch, den 16.11.2016 nach Togo ein. Angekommen um 18.10 Uhr im Flughafen von Lomé war ich total erstaunt. Nicht wegen der sehr warmen, aber feuchten Luft ( um diese Uhrzeit noch ca. 28 Grad ), nein, was hat sich alles hier innerhalb eines Jahres geändert?! Ein neues Flughafengebäude, alles glänzte und schien mir auch von der Abwicklung her gut durchdacht. Und das in Westafrika, in Togo, dem an zehntletzter Stelle der UN-Liste i. S. durchschnittliches Jahreseinkommen. Es liegt bei $ 200,-- Jahreseinkommen, nicht Monatseinkommen!!! Berlin ist da mit seinem Flughafen etwas anders, was das Zeitmanagement angeht.
Was war das doch früher ein kleines ziemlich verschmuddeltes Gebäude? Wir kamen mit dem großen Flieger von Air France an, dieser parkte etwa 70-100m vor dem Gebäude und zwar so, dass er für den Abflug nicht zurück geschoben werden musste, sondern gleich in Richtung Startbahn durchstarten konnte. Wir Passagiere durften dann diese kurze Strecke nicht zu Fuß gehen, nein, wir wurden mit Bussen zum Flughafengebäude gebracht, wo wir dann in einer langen Schlange standen, denn es waren immer nur 2, max. 3 Schalter mit Zoll-Leuten ( Zollbeamte gibt es dort ja wohl eher nicht ) besetzt.
Diesmal war es anders! Nein, nicht alles! Der kleine Schwarze, er hieß bei uns immer nur „Doktor“ in seinem weißen Kittel, wuselte dort hin und her und „überprüfte“, ob wir auch unseren gelben Impfausweis dabei hatten. Ich habe seit Jahren den Eindruck, er sucht nach „Opfern“, jemandem, dem er „seine“ Spritze im Nebenraum in seinen Allerwertesten rein jagen kann. Nun, es war auch diesmal nur wichtig, man hatte den gelben Ausweis dabei, mehr nicht, denn so flüchtig, wie er hier drüber schaute, konnte er gar nicht erkennen, ob ich wirklich meine Gelbfieber - Impfung gemacht hatte bzw. ob diese noch gültig war ( diese Impfung ist für für die Einreise nach Togo Pflicht ). Ohhhhh, plötzlich verfiel er in Hektik. Ein Passagier hatte den besagten gelben Ausweis nicht dabei und wurde prompt von „unserem kleinen weißen schwarzen Mann“ in den Nebenraum geführt. Der arme Passagier! Vor einigen Jahren hatte auch ein Mitreisender in unserer Gruppe seinen Ausweis nicht parat, er fand ihn in dem Moment einfach nicht in seinem Rucksack. Was haben wir gemacht? Ich bin als Erster von der Gruppe vorgegangen und hab dann nach der Kontrolle des Impfausweises diesen hinterrücks nach hinten weiter gegeben an unseren Freund H. Alles war o.k., er konnte den gelben Ausweis vorzeigen, so wurde er von der Pferdespritze verschont. Der Name wurde nicht überprüft und alles war o.k.
Es war diesmal eine erstaunlich zügige Abfertigung! Und etwas war auch neu: Die Technik hat auch hier Einzug eingehalten! Mit einem sehr ernsten und wichtigen Gesichtsausdruck wurde mir erklärt, was ich zu machen hatte. Die rechten 4 Finger ( ohne Daumen ) auf ein Tablet legen, dann die linken 4 Finger, dann die beiden Daumen separat, natürlich jetzt alles voll elektronisch! Zum guten Schluss dann ein paar Schritte zurücktreten, Brille abnehmen und in die Kamera schauen. Es wurde ein Foto gemacht, dann wurde überprüft, ob der Pass o.k. war und natürlich das Visum! Mein 2. Vorname wurde in das Einreiseformular eingetragen, ohne Vorwürfe. Das war auch mal anderes früher.
Für mich total erstaunlich: Ich keine Probleme beim Zoll! Vorher hatte ich echt Bedenken. Mit meinen vielen neuen Brillenfassungen, ein spez. Optik- Messgerät, gespendeten Handys, Sticks, SD-Karten, div. nagelneues Handwerkszeug, welches ich vom Rheinbacher OBI-Markt gespendet bekommen hatte. All das hatte ich auf meine beiden Koffern aufgeteilt. Man hört ja oft genug, dass mal der ein oder andere Koffer verloren geht. Dieses Aufteilen sollte man auch mit der eigenen Wäsche machen. Zahnbürste und -Pasta aber bitte immer im Handgepäck!
Unser treuer und zuverlässiger Koordinator vor Ort, Aimé Dogo, holte die mit mir aus Stuttgart angereiste Uschi ( Patenschafts- Beauftragte von Togo-Hilfe e.V. ) und mich ab. Da jeder von uns 2 Koffer + Handgepäck mit hatte, passte dies nicht alles in seinen kleinen „Brilli“ ( so nennen wir unseren ehemaligen kleinen „Opel Corsa“, damals mit vielen „Brillen“ beklebt, den wir Firmenichs per Schiff nach Togo gebracht und Aimé geschenkt hatten ). Aimé hatte eine Art Taxi vom „Seemannsheim“ aus engagiert, wo wir übernachteten. Wir stellten die Uhr um 1 Stunde zurück, es war dann in Lomé 20.15 Uhr.

Donnerstag, den 21.11.16
Meinen ersten Tag habe ich so geplant, dass ich noch nicht voll arbeiten musste. Der Klimawechsel ist schon erheblich! Zuerst versuchte ich einen meiner ältesten Bekannten, ich kann ihn fast schon als „Freund“ bezeichnen telefonisch zu erreichen. Aimé hat mir wie jedes Jahr meinen „Togo-Chip“ für´s Telefon mitgebracht und ich mein uraltes Nokia Handy. Das waren noch Akkus damals! Es ist der Chef von „Alba Travel“, dem größten Reiseunternehmen Togos, ja vielleicht ganz Westafrikas?! Raoul hat mir schon im Jahr 2000 geholfen, als ich damals mit meinen zwei Freunden Jörgen und Alfred aus Ghana flüchten musste. Beim 3. Versuch hat es endlich geklappt. Er lud mich ein zum „Nouveau Beaujolais“ in dem wohl besten Hotel, im „Sarakawa“ ein. Ein Relikt aus der franz. Kolonialzeit. Jedes Jahr um diese zeit wird dort der neue Beaujolaiswein „gefeiert“. In der Vergangenheit hatte ich mehrfach die Einladung von Raoul, 2x war ich auch dabei, ganz zu Anfangs. Da hatte ich auch noch immer ein Jacket mit. Nun, es ist für mich schon sehr „speziell“. Schön, so etwas an der Ahr in meiner Umgebung und mit Ahrwein zu erleben, aber in Togo??? Nun, Raoul selbst konnte an dem Abend nicht und ich hatte auch meine „Termine“. Ich habe ihn gebeten, doch wegen des Hotels in Kumasi/Ghana nochmals nachzuhaken. Ich hatte mich da auf eine Hilfestellung eines Vereins verlassen, der dort tätig ist. Leider wurden wir in Stich gelassen, so dass ich nun sehr schnell handeln musste. Ohne eine Hotel- Vorreservierung mit einer Gruppe von 8 Personen in einem Hotel in Afrika übernachten zu wollen ist mehr als unverantwortlich! Wir haben uns für den Abend verabredet, doch leider konnte er nicht kommen. Gut dass ich einen Telefonchip von Togo habe, so konnten wir uns telefonisch austauschen.
Es folgten Koordinationsgespräche und Besprechung der Tour mit unserem Koordinator vor Ort, Aimé Dogo, entspannt im „Foyer des Marins“ = „Seemannsheim“ durchgeführt. Seit ewigen Zeiten von der „Bremer Mission“ geführtes Haus, ursprünglich gedacht für Seeleute, die abwarten/übernachten mussten, bis die Ladung gelöscht ist und auch mal „an Land“ was erleben bzw. übernachten wollten. Aimé brachte mir auch meine drei Koffer mit, die er seit meinem letzten Besuch 2015 für mich aufgehoben hat.
In einem Koffer sind meine privaten Dinge enthalten wie: Weltstecker, Taschenlampe, meine 3 trad. togoischen Kurzarm- Hemden, die Aimés Frau ( sie ist Näherin ) geschenkt hat und sehr bequem sind, Steckerleiste, Schweizer Messer, Stilett, Fliegenpatsche ( sehr wichtig ), Moskitonetz, u.v.m. In den beiden weiteren Koffern sind meine Utensilien für die Augenprüfungen enthalten. Es sind 3 kleine Koffer mit Refraktionsgläsern, wobei zwei identisch sind, ein altes, nicht mehr so sehr funktionstüchtiges Pupillometer, PD- Mess-Stäbe, 3 verschiedene Sehprobentafeln, den slebstgebastelten „Snellchen Haken“, Microfaser-Tücher, Kreuzzylinder +/- 0,25 und 0,50 Dpt, zwei Messbrillen, sehr viele nagelneue ( aus der aktuellen Kollektion ) Brillenfassungen ( hauptsächlich von „Rodenstock“ gespendet ), Auftragstüten u.v.m.



Freitag, den 18.11.16
Um 07.40 Uhr bekam ich eine SMS von Aimé, dass mich „in Kürze“ Pater Prosper Jean Agbagnon sehen wollte. Ich wusste, er ist in Togo. Pater Jean, gehörig zum Orden der Styler Missionare, habe ich im vor über einem Jahr im Kloster der Styler in St. Augustin besucht, zusammen mit unserem Bürgermeister und Gründungsmitglied von „Togo-Hilfe e.V.“ Stefan Raetz ( er war bei der jetzigen Tour schon das 5.Mal mit in Togo ). Pater Jean war auch am 3. Advents-sonntag beim Weihnachtsmarkt 2015 in Rheinbach mit dabei. Ein sehr liebenswürdiger hilfsbereiter Mensch, der in St.Augustin promoviert hat und auch schon „verteidigt“ hat. Und wie der Zufall es so will, stammt er aus dem Ort, in dem unser Koordinator Aimé Dogo wohnt, nämlich in Legbassito-Madjiktom. Er hatte schon sehr früh von unserem Engagement dort erfahren. Wir haben u.a. dort aus Spendengelder ein Schulgebäude, einen Kindergarten und einen Brunnen finanziert.
Nun war er da, um 07.45 Uhr. Ich hatte gerade meine leckeren Fruit- Frühstücksteller vor mir. Hmmm Papaya, Mango, Banaen, Vitamine pur. Da lasse ich gerne das franz. Pan, was gummiartig ist, für stehen. Obwohl, mit meinem mitgebrachten Grafschafter Rübenkraut und guter Butter schmeckt auch dies gut.
Ich wollte zwar um 08.00 Uhr los fahren, es wurde jedoch 08.20 Uhr, ehe wir nach Madjikpeto zur Grundschule für die Augenprüfungen los fuhren. Ganz wichtig: Genügend Mineralwasser ( natürlich ohne Gas ) und einem Snack aus der Morgenküche des Seemannsheims. Man weiß ja nie, was kommt?!
Nach knapp einer Stunde Fahrt Richtung NNO, ca. 30 km (!) über teilweise abenteuerliche „Gruben-Piste“, wurden wir von hunderten sich freuenden und kreischenden Kindern begrüßt. Ich habe dies alles mit meiner Video-Kamera festgehalten. Es ist immer wieder ergreifend.
Ich begann meine Utensilien auszubreiten. Das Kindergeschrei hörte nicht auf. Ohhhh in einer solchen Umgebung die Befragungen zu machen, nicht einfach. Dabei diese Hitze! 33 – 35° und Luftfeuchtigkeit ca. 90%! Den 6m Abstand vom Stuhl des Probanden zur Sehprobentafel abgeschritten und los ging es mit dem ersten „Kunden“. Die Lehrer der Schule waren im Vorfeld gebrieft, die Kinder zu screenen, d.h. jeweils mit einem abgedeckten Auge die von Aimé mitgebrachte Sehprobentafel zu lesen. Je nachdem wie weit das Kind kam, wurde es „aktenkundig“ und mir zur weiteren Prüfung überlassen.
Abenteuer pur, wie immer! Mir nicht unbekannt, aber dennoch immer wieder ein neues spannendes Erlebnis.
Vorab die Herausforderungen für diejenigen, die so etwas nicht kennen ( auch für meine Kollegen ):
Ohne Strom und meinen zig-Tausend €- teuren High-Tec- Geräten war ich jetzt gefordert!
Die Kinder in Togo sind so erzogen, dass sie den Erwachsenen nicht in die Augen sehen dürfen! Sie sind in Gegenwart von Erwachsenen sehr zurückhaltend, ja eingeschüchtert, antworten bei der subjektiven Refraktion ( Sehtest durch Befragung ) sehr zögerlich und sehr leise.
Für die objektive Refraktion ist die Benutzung eines Skiaskops bei diesen großen schwarzen Kinderaugen kaum möglich. Bei den Erwachsenen sieht man sehr häufig schon in frühen Jahre Ansätze des Cataracts.
Leider ist mein gutes alte AOC-Skiaskop nach 9 Jahren unbrauchbar geworden. Ohhh wie hatte ich die Skiaskopie im Studium und danach geliebt. Die Akkus hatte ich bereits 2x ersetzt, bei diesem Klima hier auch total normal! Leider war jetzt auch wohl durch Transport/ Erschütterungen die Optik unbrauchbar geworden.
Der Beginn war toll. Es lief richtig gut. Die Schüler/innern, alle leicht bis mittel Kurzsichtig, teilweise mit Astigmatismus und sehr gut auf meine Befragung eingehend. Doch, hierbei ist die Fragemethode, die bei uns mit Hilfe von Psychologen herausgefunden wurde, nicht relevant. Man darf da nicht in Richtung Myopie „besser“ bzw. Hyperopie „schlechter“ fragen, wie wir es im Studium lernen, nein, man muss mit „1 oder 2“ fragen!. Meine Profs. können dies heute nicht mehr lesen, da sie nicht mehr leben, aber für die Aktuellen ist das sicher auch sehr interessant. Wer hierzu i.S. „Warum“ mehr wissen will, soll sich melden. Auch das hat was mit der Psyche der Kinder zu tun! Sie akkommodieren wie der Teufel und können einen, wenn man nicht aufpasst, ganz schön in die Myopie schicken.
Nun genug der Fachsimpelei.
Nach den wirklich „Schönen“, kamen nun viele sogen. knackige Fälle. Hier stellte sich dann auch heraus, welcher Lehrer ein gutes Screening gemacht hatte und welcher nicht. Und dabei diese Hitze. Jeder schwitzte, die Schüler/innen, die Lehrer, Aimé, Uschi als meine Assistentin und auch ich!
In der Mittagspause lud Aimé uns zu sich nach Haue ein. Seine Frau Francoise und seine beiden kleinen aufmerksamen Hunde empfingen uns sehr freundlich. Hmmm, Francoise servierte uns leckeren kalten Früchte-Trunk. Ein Mixt aus Anana, Papaya, Mango. Beide erleben derzeit ein Drama. Viele Jahre haben er und seine fleißige Frau Francoise gespart ( sie hat mit einer Freundin und Kollegin ein kleines Nähstudio im Ort ), einen Kredit aufgenommen, sich ein Grundstück in einer für sie noch zu bezahlenden Gegend gekauft ( Madjikpeto ) und angefangen ein Haus zu bauen. Nachdem der Rohbau, Brunnen, Türen und Fenster fertig waren, kam eine Kommission der Regierung in das Dorf und machte ein großes weißes Kreuz auf viele Häuser in dieser Region. Das erinnerte mich an meinen Geschichtsunterricht. Unter Hitler wurden auch in Deutschland Häuser ähnlich gezeichnet, in denen Juden wohnten. So meine Erinnerung. Nun, hier war es etwas anders. Alle Häuser und Mauern mit einem weißen Kreuz werden seitens der Regierungsbehörde abgerissen für eine breite Trasse, eine Art Autobahn, die von Ost nach West bzw. umgekehrt geht, d.h. von Benin durch Togo und weiter nach Ghana. Das ist ein Projekt der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS), von der Togo ein Mitglied ist. Eine chinesische Baufirma, deren Namen ich nicht kenne, hat vom togoischen Staat den Auftrag für den Bau bekommen. Eine Entschädigung, so heißt es, wird max. 50% des geschätzten Wertes betragen, denn „der betroffene Togoer soll auch etwas für das Wohl seines Landes beitragen“! Irre, oder? Ob überhaupt eine Entschädigung erfolgt, steht auch noch aus! In einer wirklichen Demokraktie sieht das anders aus! Verständnis für das Unverständnis!
Nach der kurzen aber wichtigen Ruhepause ging es weiter. Ergebnis war um 17.30 Uhr:
…............. neue Brillen für Kinder
…............. neue Brillen für die Lehrer.
Um 17.35 Uhr ( geplant hatte ich 17.00 Uhr ) wurden wir von Aimé und seinem Brilli dann wieder zum Seemannsheim nach Lomé gefahren. Mein Prinzip in Togo ist, möglichst immer vor der Dunkelheit im Hotel zu sein. Die Dämmerung beginnt um 17.30 Uhr, um 18.00 Uhr ist es bereits absolut dunkel. Das geht also sehr schnell. Die Straßenverhältnisse sind einfach so, dass es wirklich gefährlich ist, bei Dunkelheit die Pisten mit diesen riesigen „Bergen und Tälern“ zu befahren. Manchmal tun sich auch riesige Löcher auf, einfach so, mitten in der Straße! Nun, jetzt war es so, dass wir die letzten 30 Minuten die neue wirklich gute 4-spurig asphaltierte Umgehungsstraße von Lomé nutzen konnten.
Um 18.30 Uhr im „Seemannsheim“ angekommen, setzten wir uns noch draußen hin und ließen den Tag Revue passieren. Aimé fuhr dann um 19.30 Uhr wieder einmal zum Flughafen, gemeinsam mit „seinem“ Taxifahrer, der auch zwei Tage zuvor Uschi und mich mit abgeholt hat, um Silvia und Klaus abzuholen. Sie kamen dann um 21.50 Uhr im Hotel an. Es war schön, beide wieder zu sehen, die so viel für unsere gemeinsame Sache tun.








Hier steht seit 1428 die älteste Moschee des Landes. Ein interessantes Gebäude. Wir dürfen es von außen ansehen, fotografieren und bekommen den Ursprung und die Bedeutung erklärt. Drum herum ärmste Verhältnisse, viele verfallene Lehmhütten und spielende Kinder, aber auch Ältere im wahrsten Sinne des Wortes in der Gosse. Der Islam ist in Togo und Ghana weniger Dogmatisch. Es gibt nicht die Suniten oder die Schiiten. Es gibt nur Moslems.

Zurück die 80 km zum Abzweig. Nur die heftigen Schwellen und die wild auf der Fahrbahn herumlaufenden Ziegen bremsen das Vorankommen. Um 11.45 Uhr sind wir wieder in Fufulso auf der Straße Richtung Kumasi. Um 13.15 Uhr passieren wir Buipe und den Black Volta. Ibisse begleiten uns. Plötzlich fängt es an zu regnen. Erst leicht, dann hört es auf, es fängt wieder an und dann gewittert es richtig heftig. Und plötzlich ein Knall. Der vordere rechte Reifen ist platt. Zum Glück fast im Schritttempo, denn Salifou wollte gerade anhalten. Er hatte das Unheil gefühlt. Zu spät!

Wir wollen zum Markt und zum Kulturzentrum. Ein nicht für möglich gehaltenes Wirrwarr an Menschen, Autos und Verkaufsständen. Nichts geht mehr. Der Kleinbus steht. Nichts geht vor, nichts geht zurück. Die Hitze im Bus steigt. Also raus! Wir wünschen Salifou und Gregor viel Glück und gehen zu Fuß am Rande des Marktes zum Ghana National Cultural Centre mit dem Prempeh II. Jubilee Museum. Klaus und Open Street Map sei Dank. Wir quetschen uns an Autos, Bussen, Menschen und Ständen vorbei. Immer alles haarscharf. Wenn hier mal Panik ausbricht! Nicht dran zu denken. Im Gelände werden die Universitätsabschlüsse gefeiert. Viele adrette Absolventinnen, fein rausgeputzt, darunter. Nett anzusehen und voller Stolz. Sind auch Absolventen hier? Oder bemerken wir die Jungs einfach nicht? Wir brauchen eine Erfrischung! Das tut gut im Schatten was kühles in der Hand, im Glas und dann im Magen zu wissen. Aimé und Georg - er hat es geschafft mit Salifou dem Moloch zu entfliehen - bekommen den Auftrag für morgen einen einheimischen Führer zu organisieren. Wir lassen uns derweil im kleinen, aber bedeutsamen Museum des Ashanti-Volkes die Kultur dieses ebenfalls stolzen und selbstbewussten Volkes erklären. Ein Gang zum Handwerkermarkt vervollständigt dies. Wir treffen uns erneut beim kühlen Getränk. Aimé hat eine Überraschung. Gleich kommt unser Guide. Wow, das hat aber geflupt! Und dann ist er da: John - ein Baum von Mann. Hoffentlich sitzt er im Bus nicht neben mir, denke ich noch. John spricht ein sehr klares Englisch, anders als sonst in Ghana. Wir werden uns einig, also fängt George seinen Job direkt an.