6. Tag der Togoreise - Gehörlosenschule

 

Mittwoch den 23.11.22

Das fertige Frühstück hatten wir auf 7:45 Uhr bestellt – als wir nach oben kommen – erst mal Fehlanzeige. Der „Frühstückraum“ bzw. das Restaurant des Hotels befindet sich auf der Dachterrasse. Echt afrikanisch kommt der Koch um 7:45 Uhr pünktlich und beginnt mit der Vorbereitung für das Frühstück. Und das dauert… Jedoch gibt es heute Butter, was für Vieles entschädigt – das ist keine Selbstverständlichkeit. Ein Teilnehmer aus der Reisegruppe fragt nach Käse – aber Käse gibt es in togoischen Hotels so gut wie gar nicht – nur in wenigen sehr sehr europäisch geführten Hotels. Nach dem Frühstück im Hotel Lina verlassen wir Kpalimé in Richtung Atakpamé.

Unterwegs machen wir halt in Kpimé Séva. Dort ist ein Wasserfall, es werden geführte Spaziergänge durch den Wald angeboten und einige der dort wachsenden Nutzpflanzen wie Kakao oder Taro werden erklärt.

Außerdem wächst hier Kaffee und es gibt sehr viele Reisfelder. Togoischer Reis ist sehr schmackhaft – im Gegensatz zur Importware. Der Reis ist hier schon kurz vor der Ernte und die Felder duften intensiv nach Reis. Beim Wasserfall lernen wir, dass es hier nicht nur einen romantischen Wasserfall im Urwald gibt, sondern auch ein Wasserkraftwerk – ganz oben am Berg ist ein kleiner Stausee.

 Die zum Wasserkraftwerk gehörenden Rohre sieht man von weitem am Hang im Wald. Der frühere jugoslawische Präsident Tito war hier, er war ein Jagd-Freund vom ehemaligen Togoischen Präsidenten. Tito hat dieses Wasserkraftwerk hier 1962 bauen lassen. Anscheinend gab es wohl sogar noch Pläne aus der deutschen Kolonialzeit dazu.

Von Kpimé aus fahren wir weiter nach Adeta. Dort gibt es seit zwei Jahren eine neu gegründete Gehörlosenschule. Diese Schule nimmt nicht nur gehörlose Kinder sondern auch Kinder ohne Behinderung auf. Hier steht der Inklusionsgedanke im Vordergrund. In einer Aufklärungskampagne in der Bevölkerung wurden Eltern überzeugt, dass gesunde Kinder mit behinderten Kindern zusammen lernen können. Unterrichtet wird aktuell eine erste und eine zweite Klasse. Es sind 12 Kinder mit Behinderung und 8 Kinder ohne Behinderung im Unterricht. Die Kinder singen uns zusammen mit ihren Lehrern ein Lied über einen Schmetterling vor – gemischt in normaler Sprache und in Gebärdensprache. Für die sehr hohe Zahl an gehörlosen Kindern gibt es unterschiedliche Ursachen, wie Vererbung innerhalb der Familie, Armut und damit verbunden die fehlende Geburtsvorsorge, Kinderkrankheiten und deren fehlende medizinische Behandlung oder Gewalt und Prügelstrafen im Elternhaus.

 

Severine ist die Direktorin der neuen Gehörlosenschule. Der Verein Apem, der auch die Gehörlosenschule in Kpalimé finanziert, hat dies hier organisiert und aufgebaut. Das Grundstück hat der Verein gekauft. Eigentlich sollten die hier lebenden gehörlosen Kinder in die Schule nach Kpalimé kommen. Jedoch ist die Entfernung viel zu groß. Das Schulgebäude ist noch unfertig. Im zweiten Klassenraum fehlen noch Teile der Fenster und die Tür. Togo-Hilfe nimmt hier dazu eine Finanzierung vor. Im kommenden Jahr soll der Unterricht für eine Dritte und eine Vierte Klasse erweitert werden.

Nach diesem Besuch, der uns sehr bewegt hat, fahren wir nach Atakpamé weiter – immer entlang der Atakora Gebirgskette, die sich von Ghana quer durch Togo bis nach Benin zieht. Die Stadt Atakpamé selbst liegt in den Bergen auf 500m Höhe. Im Hotel Luxembourg in Atakpamé essen wir erst mal etwas und erledigen jede Menge Schreibarbeiten.