10. Tag: Togo-Tour Ostern 2023

Diese Nacht hat es einmal kurz, aber heftig, geregnet. Die Regentropfen sind im Sand noch gut zu sehen. Eine Bedienstete fegt morgens bereits früh den Strand. Ein Ritual. Erst die Blätter am Strand, dann das angeschwemmte Strandgut – oft das, was zuvor im Meer gelandet war. Die große Landschilkröte freut sich auch bereits auf das Frühstück. Die Arbeiter sind fleißig dabei 3 Strohhütten, die auch zur Übernachtung dienten, abzureißen. Sie sahen noch richtig urig aus (die Strohhütten!), werden aber auch durch neue Apartments ersetzt. Unsere Magen-/Darm-Geschädigten verzichten auf den Orangensaft und die leckeren Früchte. Das trockene Baguette kommt gerade recht. Selbst der morgendliche Sandkuchen findet nicht überall Abnehmer. Der Teekonsum steigt überproportional zum Kaffeeverbrauch. Umso besser lassen es sich die anderen schmecken.

 

Nach dem Frühstück fährt uns Salifou mit dem Mercedes-Bus – bei dem er bei 493.000 km den Tacho und Kilometerzähler abgeklemmt hat – zum Nationalmuseum. Wahnsinn wie der Verkehr sich durch die Hauptstadt den Weg bahnt. Links und rechts Motorräder, dann noch Autos, die alle eifrig von der einen Straßenseite zur anderen wechseln. Dafür passieren sehr wenige Unfälle. Es sind mehr die deutlich überladenen LKWs, die schon mal im wahrsten Sinne des Wortes zusammenbrechen und dann die Straßen blockieren. Ab und zu fällt auch mal eine Stromleitung, die lediglich an Bambusstäben hängt, auf die Straße. Dann sind alle Verkehrsteilnehmer vorsichtig!

 

Abstützungen in Togo
Abstützungen in Togo
Fleischverkauf auf der Straße
Fleischverkauf auf der Straße

Wir kommen am riesigen Nationalmuseum an. Oh je – jetzt über 3 Etagen mindestens 100 Räume! Nein, der Schein trügt. Nur 2 Räume umfasst das Nationalmuseum. Was passiert in dem Rest? Sicherlich die Verwaltung! Der Wärter am Eingang bekommt uns gar nicht mit – er schläft mit dem Kopf auf dem Tisch. Es ist aber auch warm! Unser Führer erläutert uns in Englisch die Exponate. Am Eingang steht eine alte Schmiede. Schmiedearbeiten von Handwerkszeug bis hin zu Musikinstrumenten folgen. Waffen und Keramik komplettieren den ersten Raum, der den 41 Volksgruppen von Togo gewidmet ist. Der kleinere Souterrain-Raum befasst sich mit der Sklaven- und Kolonialzeit, wobei letztere nur die deutsche Zeit umfasst. Die Exponate nah den großen Ventilatoren im Raum finden besonderen Zuspruch. Es ist wieder mächtig warm in Togo.

Geldtausch
Geldtausch

Wir fahren weiter zur Grenze nach Ghana. Das „Gewusel“ nimmt zu. Jeder will Geld tauschen. Lomé – die einzige Hauptstadt eines Landes an einer Staatsgrenze. Günter Jauch mit "Wer wird Millionär?" hatte mal diese Frage gestellt. Salifou steuert durch eine nicht direkt als Straße erkennbare Piste zur Avenue Duisburg. Duisburg ist die Partnerstadt von Lomé. Ich verzichte hier bewusst auf Ähnlichkeiten! Der Regen der Nacht hat die Straße in eine Seen-Landschaft verwandelt. Naja, Duisburg hat ja auch den größten Binnenhafen Europas. Passt! Zurück an der Strandstraße passieren wir die Deutsche Botschaft.

Avenue Duisburg
Avenue Duisburg

Schade, dass Klaus-Günther heute wegen „Unpässlichkeit“ nicht dabei ist. Er war von 2003 bis 2006 hier „Hausherr“. Am Strand steigen wir aus und gehen zu den Resten der alten Landungsbrücken. 1904 wurde die erste Landungsbrücke als Schiffsanleger eröffnet. 1911 zerstörte ein Seebeben große Teile der Brücke. Heute sieht man noch die alten Stahlträger in Strandnähe. Echt bizarr! Hier ist auch für Entfernungen in Togo die Null-km-Marke. Der Stoffladen in der Altstadt, der schon recht „westlich“ aussieht, findet bei uns keine Abnehmer, da dann doch eher das Gewebte statt dem Bedruckten auf der Wunschliste steht.

Michael + Aimé an der Landungsbrücke
Michael + Aimé an der Landungsbrücke

Nicht weit weg ist das Goethe-Institut. Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Es fördert den Kulturaustausch und die Bildung, sowie das Erlernen der deutschen Sprache. Dort arbeitet Eyivi Seli Adigbli als Assistentin der Institutsleitung. Sie ist ja auch Ansprechpartnerin für unsere vor allem weiblichen Patenkinder. Sie freut sich uns zu sehen. Karola und Egon können mit ihr über Esther sprechen. Aber auch Jürgen und Philipp sind froh Seli zu treffen. Das Goethe-Institut in Lomé wurde in den frühen Morgenstunden des 29.4.2005 von vermummten und bewaffneten Männern im Erdgeschoss in Brand gesetzt. Erst im November 2004 wurde das Institut nach grundlegender Sanierung wieder eröffnet. Hintergrund des Brandanschlages, bei dem u.a. die Bibliothek zerstört wurde, lag wohl an der Nähe der Deutschen zur Opposition in Togo. Es  waren damals gerade Wahlen und der Innenminister hatte den Sieg der Opposition verkündet, was den Machtinhabern nicht gefallen hat. Darauf ist der Minister in die deutsche Botschaft geflohen.

Goethe-Institut Lomé
Goethe-Institut Lomé
Zugmaschine verloren
Zugmaschine verloren

Auf dem Rückweg zum Robinson Plage quälen wir uns durch den Verkehr. Zwei zusammengebrochene LKWs an ungünstiger Stelle sorgen für das Chaos. Klaus-Günther ist immer noch nicht gut dran. Er fährt mit Barbara zur Apotheke um ein paar „Mittelchen“ zu bekommen. Die helfen schnell. Zum Abendessen reicht es schon wieder für ein wenig Reis. Nachmittags öffne ich am Strand mit meinem Laptop den „Immigration-Point“. Zunächst die Ausreiseformalitäten online über das E-Visa und dann das Einchecken für den Rückflug. Nur Michael und ich bleiben noch hier. Nach einigem hin- und her (immer ein Anwenderproblem!) klappt es. Nur Barbara und Klaus-Günther konnte ich noch nicht online für die Ausreiseformalitäten klar machen, da für einen Bestätigungslink wir auf Klaus-Günthers Email-Acount zugreifen müssten. Er hat diesen nicht auf seinem Smartphone. Hoffen wir auf „Gnade“ und „mechanische“ Abarbeitung morgen am Flughafen. Das Abendessen fällt sparsam aus, denn die einen schonen ihren Magen noch und die anderen wollen vor dem Abflug nicht provozieren. Auch unser Präsident fängt an zu „schwächeln“.

Palmenstrand Lomé
Palmenstrand Lomé
Die Strandfegerin
Die Strandfegerin