9. Tag: Togo-Tour Ostern 2023

Lomé

Früchtestand
Früchtestand

Die Feiertage sind vorbei. Beim Frühstück spielt immer noch das Erlebte bei den Besuchen bei den Patenkindern eine große Rolle. Wir haben heute das Besuchsprogramm Richtung Aneho, der Grenzstadt zu Benin vor uns. Jürgen bleibt, wie gestern schon, im Hotel. Der Magen hat sich noch nicht beruhigt und die Sanifär-WC-Anlagen fehlen hier. Michael führt noch wichtige Gespräche und bleibt auch in der schönen Hotelanlage vom Robinson Plage. Wir fahren mit Aimé und Salifou nach Baguida.

Wir kommen an einem Schild vorbei wo sehr drastisch mögliche Krankheiten bildlich dargestellt werden und damit offensichtlich ein Arzt wirbt. In Baguida steht das Deutsch-Togoische Freundschaftsdenkmal, das 100 Jahre nach der Unterzeichnung des Schutzvertrages zwischen Togo und Deutschland 1994 eingeweiht wurde. Der Vertrag wurde von Gustav Nachtigal, dem damals deutschen Generalkonsul für Westafrika und dem Vertreter des Königs von Togoville, Mlapa III, in Baguida unterzeichnet. Das Denkmal zeigt eine europäische und eine togoische Frau. Wir gehen von dort zur Küste um die fortschreitende Erosion hautnah zu erleben. Ein Einheimischer erzählt uns, dass sein Haus vor 3 Jahren noch an der Küste stand und inzwischen vom Meer verschlungen wurde. Das wird nicht das letzte Haus sein, dass an der Küste verschwindet. Trotzdem wird noch unmittelbar am Strand gebaut. Nur wenige Meter weiter ist der Strandabschnitt eine riesige Müllhalde. Der Müll wird hierher gebracht und „verschwindet“ dann nach und nach im Meer. Die unmittelbare Küstenstraße ist nicht mehr befahrbar. Die „alte“ Küstenstraße ist schon längst im Meer untergegangen. Gerda hilft einem armen Einheimischen mit einem offenen Bein ohne Verband mit einer Geldspende. Er soll zum Arzt um sich versorgen zu lassen. Eine gute Tat!

Sklavenhaus
Sklavenhaus

Wir fahren weiter nach Abodrafo, früher Porto Seguro („sicherer Hafen“), von wo der Sklavenhandel in Richtung Amerika „abgewickelt“ wurde. Wir besichtigen das alte, etwa 22 m x 10 m große Sklavenhaus, das von 1830 – 1852 die Sklaven im niedrigen Keller einpferchte, die zuvor auf dem Sklavenmarkt wie Ware gekauft wurden, obwohl bereits 1807 die Sklaverei eigentlich abgeschafft war. Die Sklaven mussten, wie uns der Führer erklärt, nach ein bis zwei Wochen vom Sklavenhaus in Ketten die 1,5 km zum Hafen laufen und wurden dort nach Amerika verschifft. Heute ist das Meer keine 500 m entfernt. Die genaue Zahl der Sklaven im Sklavenhaus ist nicht bekannt. Es werden über die Jahre wohl mehrere Tausend gewesen sein. Vor allem Angehörige in den USA haben viel über ihre Vorfahren geforscht und sind dabei auch auf das Sklavenhaus in Abodrafo gestoßen. Es steht heute auf einer Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Königin Viktoria II. schaffte dann aber auch hier zum 1.1.1852 die Sklaverei endgültig ab. Sie schickte hierzu am 24. und 25.1.1852 einen Gesandten in die Küstenregion. Neben dem Sklavenhaus bieten Kunsthandwerker ihre Kunst an. Sie haben auch bei uns Erfolg.

Aneho - Mündung Togosee ins Meer
Aneho - Mündung Togosee ins Meer

Salifou kurvt uns, zweimal unterbrochen durch die gewohnten Kontrollen der Gendarmerie, weiter nach Aneho, früher Klein-Popo. Im malerisch gelegenen Hotel Oasis bestellen wir schon mal für heute Mittag unseren Essenswunsch. Es folgt der Besuch im ethnologischen Museum in Aneho. Schon die Treppe zum Museum ist ein Abenteuer. Der vorsichtig begehbare Teil der Treppe ist schmal. Der „Museumsdirektor“ führt uns durch das kleine Museum (ein Raum!) zur deutschen Kolonialzeit in Aneho. Einige Exponate stehen in den wenigen Vitrinen. So auch der Freiheitsstock, den Königin Viktoria II. zur Abschaffung der Sklaverei dem König vom Volk der Glidji in Togoville vermachte. So erfahren wir auch was Togo bedeutet. To bedeutet Gebirge und Go bedeutet das Land davor. Verblichene Bilder und gerade noch lesbare Erklärungen - auch in Deutsch – ergänzen die in die Jahre gekommene Ausstellung. Es ist warm heute. Sehr warm. Die 36°C haben wir locker geknackt. Wir freuen uns auf das Mittagessen. Wir blicken von der Terrasse direkt auf die Mündung des Togo-Sees ins Meer.

Fischer an der Mündung vom Togo-See
Fischer an der Mündung vom Togo-See

Bunte Fischerbote liegen am Ufer. Fischer stehen im See und werfen ihre Netze aus. Es geht ein laues Lüftchen. In der Karibik kann es nicht schöner sein. Das Essen ist prima. Die kühlen Getränke tun gut. Nach dem Essen fahren wir an den Togo-See gegenüber Togoville. Salifou setzt uns am Wasser ab. Wir steigen in ein Holzboot. Der Fährmann verteilt uns so, dass es für ihn passt, denn mit einem langen, blattlosen, Palmwedel stakt er uns über den See nach Togoville. Das sind 20 Minuten Höchstleistung in der brütenden Mittagshitze. Die Strömung ist auch nicht gerade gering. Links und rechts sehen wir die Reusen der Fischzucht. Wir kommen gut auf der anderen Seite an. Ein Führer empfängt uns. Wir beobachten noch wie Motorräder in die Holzboote gehoben werden, bevor dann auch die Menschen mit viel Gepäck, insbesondere Lebensmittel vom bzw. für den Markt einsteigen.

Auf dem Togosee
Auf dem Togosee

Der Weg hinauf in das Stadtzentrum ist beschwerlich. Die Abflussrinne liegt breit in der Mitte der eigentlich nicht als Straße erkennbaren Steinwüste. Wir suchen uns unseren Weg nach oben. Hühner und Ziegen begleiten uns. Die Kinder spielen unter Bäumen im Sand. Hier ist die Zeit stehen geblieben. Schon vor über 20 Jahren sah es hier genau so aus. Am großen Fetischbaum, der als Doppelbaum den Dorfplatz bildet, halten wir an. In einen Baum sind Vogelnester über Vogelnester. Im anderen ist kein Vogelnest. Die Vögel brüten nur im weiblichen Baum. Beide Bäume sind miteinander verwachsen. Aber tatsächlich: Kein Vogelnest im männlichen Baum. In der Nähe stehen die männlichen und weiblichen Voodoo-Statuen. Auch der Voodoo-Priester hat hier sein Haus. Der Voodoo- Kult spielt in Togo noch eine große Rolle.

Vogel mit Nest
Vogel mit Nest

Unterhalb der Kathedrale von Togoville sind mehrere, zusammengehörende neue Gebäude entstanden. Ein kleines Tourismuszentrum mit Verwaltung und Kunsthandwerkern vom Weber bis hin zum Holzschnitzer. Sehr schön angelegt und gebaut. Hoffentlich bleibt es lange so erhalten. In der 1910 erbauten Kathedrale der Heiligen Jungfrau Maria setzen wir uns auf die Bänke und sehen in den bunten Innenraum. Für uns unbekannte Heilige werden hier geehrt. Die Papstbilder erkennen wir. Ein wirklicher Ort der Ruhe. An der Kirche grenzt eine katholische Schule an. Vor der Kirche steht noch der 22 m tiefe Brunnen von 1910, mit dessen Wasser die Kirche gebaut wurde. Noch heute schöpfen die Einwohner hier ihr Trinkwasser.

Kokosnuss-Verkäuferin
Kokosnuss-Verkäuferin
Mittagsschlaf
Mittagsschlaf

Bei einer Kokosnussverkäuferin bleiben wir stehen. Jetzt frischer Kokosnusssaft – lecker! Mit geschickten Messerschlägen öffnet sie die Kokosnuss. Anschließend wird die Nuss gespalten um an das weiche Kokosfleisch zu kommen. Gegenüber schweißt ein junger Mann, natürlich ohne Schutzbrille, ein Eisengeflecht zusammen. Am Denkmal der Deutsch-Togoischen Freundschaft, dass es auch in Togoville gibt, verabschieden wir uns von unserem Führer. Es geht den Weg hinunter zum „Hafen“. Was für ein Weg – unglaublich diese Armut. Eine Frau liegt mit ihrem Kind unter einem Baum. Ziegen meckern uns an. Die „Brühe“ läuft die „Straße“ runter und sammelt sich am Ende in einer grünen Kloake. Am „Hafen“ werden dankbar unsere leeren Wasserflaschen entgegen genommen. Wir setzen erneut, vom Gondoliere gesteuert, über. Barbara hatte mit Salifou im Bus im Schatten gewartet. Wir sehen noch den Zug mit den Wagons voller Phosphat im Schritttempo über die Brücke fahren. Im Hotel freuen wir uns auf die Dusche und bereiten uns dann mit einem kühlen Getränk auf den Abend vor. Das Essen ist wieder fantastisch. Die Küche hier ist von der Qualität 1A und vom Preis sehr, sehr fair. Für hier in Togo etwas hochpreisiger – für uns in Europa ein Schnäppchen. Wir lassen es uns gut gehen – zumindest die ohne Magenprobleme.

Dteutsch-Togoisches Freundschaftsdenkmal
Dteutsch-Togoisches Freundschaftsdenkmal