Reisebericht November 2024 Togo-Hilfe

15.-29.11.2024

 

 

 

Vorwort:

 

Dies wird ein etwas anderer Reisebericht sein. Ein Bericht geschrieben von einer Person, die bisher nie in Togo war und alles mit großen Augen aufsaugt; eine Person, die zwar glaubte zu wissen, was die Togo Hilfe macht, aber niemals vor Ort war. Es erwartet den Leser keine schrittweise Darlegung der Tagesabläufe, sondern vielmehr eine Zusammenfassung der Eindrücke, die ich sammeln konnte:

 

Über das Schul- und Ausbildungssystem und dessen Schwierigkeiten; über familiäre Aspekte; die Situation der Frauen; über Hemmnisse der erfolgreichen Ausbildung  und viel über Motivation und Zukunftschancen…. Und schließlich über die Rolle der Togo Hilfe in dem Ganzen. Was tut sie, wo liegen Hemmnisse? Über die Schwierigkeit, in einem der ärmsten Länder zu helfen und über kleine und große Erfolge.

 

Hier geht es weiter zum gesamten Reisebericht von Eva:

 

 

 

15.11. Abflugtag

 

5.20 Uhr: Trotz der ungewohnten Tageszeit sind alle Sinne wach- es geht endlich los. Eine Mischung aus freudiger Erwartung, gespannt- und aufgeregt sein und ganz viel Neugier auf das, was da kommen mag.

 

Eine Gruppe von 7 Menschen, davon 4 Verantwortliche der Togo Hilfe und 3 Gäste machen sich auf den Weg. Wie ist das Leben in diesem Land, mit dem wir nun schon seit vielen Jahren verbunden sind? Nun sehen wir endlich, was die Togo Hilfe vor Ort alles leistet.

 

Gut angekommen – kein Problem! Naja, zumindest bis zur Visa Kontrolle. Obwohl bei der Beantragung des e-Visums alles ok schien, fehlt nun doch etwas (es gab eine zweite Seite). Meinen Mann und mich wollten sie daher nicht einreisen lassen. Nach endlosen 30 Min ging es dann plötzlich doch……… bis wir zum Zoll kamen: die Trompete, die in einem unserer Koffer verpackt war, musste ausgepackt werden ( zum Beweis, dass sie nicht neu war).

 

Draußen warten unsere beiden Begleiter für die kommenden 14 Tage: Der Koordinator der Togo Hilfe Aimé und unser Fahrer Salifou. Zwei treue und unverzichtbare Begleiter. Welch herzliche Begrüßung! Beide bringen uns sicher zum Hotel. Ein schnelles Abendessen und ein kühles Bierchen und dann gehen alle müde in ihre Zimmer.

 

Mal sehen, was der neue Tag bringt….

 

 

 

16.11.  Vorbereitungen für die Patenkinder – 3 davon treffen wir am Nachmittag im Hotel

 

8.00 Uhr gemeinsames Frühstück. Danach werden im Zimmer von S.und K. die mitgebrachten Geschenke sortiert und in Taschen verpackt. Stets individuell und liebevoll zusammengestellt, je nachdem, was die Person am nötigsten braucht.

 

Am Nachmittag treffen wir dann die ersten Patenkinder. Im Gespräch wird hinterfragt, was seit dem letzten Treffen geschehen ist. Welche Probleme sind aufgetaucht? Was wurde gemeistert? Kommt das Patenkind (zukünftig PK ) gut voran, oder braucht es Unterstützung? Oder braucht es eine „Ansprache“? Noten werden gesichtet.

 

Es stellen sich im Laufe des Tages weitere Fragen: Wie ist die familiäre Situation? Wer generiert Einkommen in der Familie? Will und kann er/sie es schaffen?

 

Danach kommt das nächste PK gemeinsam mit Blaise, dem Vorsitzenden der Organisation „Komm Togo geh weiter“ – KTGW. In Devikinme finanziert die Togo Hilfe ein Internat für Mädchen, das derzeit in Bau ist. Blaise berichtet von Schwierigkeiten, die aber nun im Griff seien. (Wir werden diesen Ort am 23.11. besuchen, um uns selbst ein Bild zu machen) Aufgrund von Umstrukturierungen in der Schule mussten Prüfungen um ein halbes Jahr verschoben werden.

 

Das dritte PK ist ein wunderbares Beispiel für das Motto der Togo Hilfe: „Hilfe zur Selbsthilfe“. Mit Hilfe der Togo Hilfe hat das PK das Abitur geschafft und hat auf einer privaten Schule Versicherungswesen studiert. Durch die Patenschaft war das letzte Jahr vor dem Abitur abgesichert und danach 3 Jahre Studium. Im Anschluss hat sie verschiedene unbezahlte Praktika gemacht und danach einen Job als Buchhalterin in einer Bonbonfabrik gefunden und inzwischen bereits mehr Verantwortung erlangt.  Die Patenschaft wurde zwar mit Abschluss des Studiums beendet, aber der Kontakt zu diesem ehemaligen PK bleibt bestehen. Wie intensiv diese Kontakte sind, zeigt sich immer wieder auch an der besonders herzlichen Begrüßung der Patenkinder. Da sind eine Menge Emotionen mit verbunden!

 

 

 

17.11. Besuch mehrerer Patenkinder zu Hause

 

Bei allen PK-Besuchen begleitet uns Aimé, der Koordinator vor Ort, sowie Seli, die -Betreuerin der etwas problematischen Kindern und Familien. Sie sind die Ansprechpartner für die jungen Leute, wie auch der Paten und kennen die Situation der PK genau. Zudem dienen sie uns als Dolmetscher. 

 

Wir besuchen heute zuerst ein ehemaliges PK, welches bereits seit dem 5. Lebensjahr mit der Patin vertraut ist. Inzwischen arbeitet sie als Lehrerin in einem privaten Kindergarten und einer Vorschule. Sie würde gerne an einem, vom Staat organisierten, Wettbewerb teilnehmen. Wenn sie die Prüfungen besteht, kann sie an einer staatlichen Schule unterrichten und bekommt wesentlich mehr Gehalt. Das Problem ist, dass man nicht weiß, wann so ein „Wettbewerb wieder stattfindet.

 

Das nächste PK studiert derzeit BWL im 7.Semester. Hier offenbart sich ein großes Problem für Togo: die Ausbildungssituation.

 

 

EXKURS:           Der Bevölkerungsanteil von 0-15 Jahren liegt bei knapp 40%; die Geburtenrate bei knapp 32%. Damit handelt es sich um eine sehr junge Bevölkerung. Zudem gehört Togo zu den am wenigsten entwickelten Ländern und zählt zudem zu den hochverschuldeten Entwicklungsländern. Dies schlägt sich auch im Bereich der Ausbildung nieder: Früher konnten sich viele Familien die Schule aufgrund des Schulgeldes nicht leisten (dazu kommt Schulkleidung und -Material). Mit Aufhebung des Schulgeldes strömten plötzlich große Mengen von Kindern in die Grundschule – wofür weder genug Räume noch Lehrpersonal zur Verfügung stand (und steht) . Klassenstärken von 70-160 bei einem Lehrer sind normal.

 

Ein ähnliches Bild zeichnet sich an den Hochschulen ab. Die staatlichen Hochschulen sind kostenfrei, aber komplett überfüllt. Das PK berichtet, dass die Vorlesungen im 3- Schicht Betrieb erfolgen, um die ca. 5000 Studierenden zu unterrichten. Fast 60% der Bewohner leben außerhalb der Städte. Der tägliche Weg zur Uni ist also oft weit, was eine Anwesenheit um 7 Uhr früh erschwert. Aber selbst bei pünktlichem Erscheinen gibt es oft keinen Platz in der Vorlesung. Bei der hohen Zahl der Studierenden stellt sich zudem die Frage, wo all diese Studierenden nach dem Abschluss unterkommen sollen?

 

Wir lernen eine weitere Problematik der Ausbildung kennen: Versäumte oder nicht erfolgreich absolvierte Prüfungen können nachgeholt werden, der Studierende geht aber dennoch ins nächste Semester.  So ist es möglich, dass jemand ausstehende Prüfungen aus Semester 1, 2, 3, 4, 5 etc. mitschleppt und schließlich in Semester x mit einer zweistelligen Zahl an nachzuholenden Prüfungen dasteht.

 

 

Wir besuchen eine weitere Familie, in der 3 Mädchen gefördert werden.  Die Älteste hat erfolgreich die Schule und das Studium abgeschlossen und daher ist die Patenschaft ausgelaufen und wurde auf die jüngere Schwester übertragen.  Derzeit betreibt sie einen kleinen Shop für Schulbedarf und Kopiermöglichkeiten. Dieser läuft nach ihren Angaben gut, da er sich in unmittelbarer Nähe der Schulen befindet.

 

Wir fragen die kleine Schwester, ob sie noch etwas braucht, und nach einigem Zögern sagt sie, dass sie sich sehr ein Englisch-Buch wünscht, dass ihre Mutter nicht bezahlen kann. (Die finanzielle Situation, auch dieser Familie, ist prekär: Der Vater krank, die Mutter verkauft kleine Kohlepäckchen und Salz und verdient damit ca. 1,5-2 € in der Woche.) Ohne die Patenschaften sowie weiterer Unterstützung hätte diese Familie keine Chance.

 

Das nächste Patenkind hat nach dem Abitur ihr Studium in Internationalem Geschäftsverkehr begonnen. Dank ihrer Patin ist es ihr möglich, eine private Hochschule zu besuchen, welches ein besonderes Privileg ist, was ihr im Gespräch noch einmal klar gemacht wird. Damit erhält auch das PK eine große Verantwortung. Wenn es gut läuft und sie gut arbeitet, wird die Patin auch das zweite Jahr bezahlen. Bei der Gelegenheit erhält sie auch einen der 3 Laptops, die die Togo Hilfe aufbereitet mitgebracht hat. 

 

 

 

18.11.: Fahrt nach Atakpame über Tado

 

EXKURS: Straßen in Togo

 

Es dauert lange, bis wir aus Lomé heraus sind: schließlich lebt hier 1/4 der togoischen Bevölkerung. Solange man sich auf der Hauptstraße an der Küste und eine der wenigen wichtigen Verbindungsstraßen bewegt, sind die Straßen asphaltiert. Anders auf den ca. 90% der anderen Verkehrswege, die reine Buckelpisten darstellen (der Rücken lässt grüßen 😉). Dies gilt auch für alle Seitenstraßen in der Hauptstadt. Auf der ausgebauten Strecke nach Norden stoßen wir zum ersten Mal auf Maut- und Kontrollstationen. Das können offizielle sein, aber auch konstruierte, wo lediglich ein Seil über die Straße gespannt ist. Wir haben aber Dank Salifou, Aimé und der deutschen Flagge im Auto keine Probleme. Wir stellen hier wieder fest, dass die Deutschen in Togo sehr gern gesehen sind.

 

 

 

Auf der Strecke nach Atakpame machen wir Halt in der alten Königsstadt Tado. Es ist üblich, sich beim Besuch eines Dorfes beim Ortsvorsteher oder König anzumelden, was Aimé für uns übernimmt. Er kommt mit 5 Herren und zwei Frauen zurück. Alle seien Angehörige der Königsfamilie, die Damen gleichzeitig Priesterinnen. Der Prinz begrüßt uns mit der üblichen Darreichung von Wasser. Hier soll der Ursprung der Völker sein, die von hier ausgewandert sind. Man zeigt uns einige Räumlichkeiten des erst kürzlich verstorbenen 187. Königs und schließlich machen die Priesterinnen eine Zeremonie, um für Gesundheit für uns zu bitten.

 

 

 

Danach geht es die 15 km zurück zur Hauptstraße (Buckelpiste, so dass wir für die 15 km wieder eine knappe Stunde brauchen) und weiter nach Atakpame. Um 17 Uhr kommt eines der PK zu unserem Hotel. Sie ist ein PK, das schon sehr lange durch eine Patenschaft unterstützt wird, zumal sie unter Sichelzellenanämie leidet und oft ins Krankenhaus muss. Sie hätte gerne studiert, aber auf Grund ihrer Erkrankung muss sie in der Nähe der Familie bleiben. Derzeit macht sie eine Lehre als Kosmetikerin und wird diese bald abschließen. Bis vor Kurzem war dies noch kein anerkannter Ausbildungsberuf, was sich aber jetzt geändert hat. Ihre Lehrerin macht im kommenden Jahr die staatliche Prüfung und dann beabsichtigt das PK diese im folgenden Jahr ebenfalls abzuschließen. Danach möchte sie sich selbständig machen. Für ein eigenes Studio benötigt sie Mittel. Ihr Vater ist bereit, zu Beginn die Miete zu übernehmen. Sie weiß noch nicht, was sie alles benötigt, wird das aber baldmöglichst in Erfahrung bringen und der Togo Hilfe dies über Aimé mitteilen. Dann wird entschieden, was Togo Hilfe da machen kann. Schließlich ist die Selbständigkeit einer der wenigen Chancen, die die jungen Leute haben, da der Arbeitsmarkt wenig Anstellungen bietet.

 

 

 

19.11. Weiterfahrt nach Kpalime und Besuch der integrativen Schule in Adeta

 

Um 10.30 Uhr erreichen wir die Schule für gehörlose Kinder in Adeta. Die Kinder haben uns anscheinend bereits erwartet und wir werden mit Riesenjubel begrüßt. Welch ein Jubel, als sie sehen, dass sie auf dem Kalender für 2025 ein eigenes Blatt (September) haben – und als sie sich selbst auf dem Bild entdecken!

 

Die Schule wurde von Präsident Nestor gegründet mit dem Ziel, gehörlosen Kindern eine Möglichkeit zum Lernen zu geben. Verschiedene Hilfsorganisationen haben diese Schule bisher unterstützt – so auch die Togo Hilfe. Neben dem Schulbau wurde auch ein Brunnen gebaut (niemals mit elektrischer Pumpe, sondern stets manuell, damit keine Folgekosten entstehen). Nun hat Togo Hilfe ein daneben liegendes Grundstück gekauft, um den Schulbau zu erweitern. Neben dem Kauf von Tafeln und Schulmaterial wurde eine Eisentür angeschafft, um Einbrüchen vorzubeugen. Leider war das schon mal der Fall und es wurden  wertvolle Sachen, unter anderem ein Laptop, gestohlen. Außerdem übernimmt die Togo Hilfe die Gebühren für den Weiterbetrieb der Schule.

 

Wie häufig, besonders auf dem Land, entstand diese Schule als Elterninitiative. Meist sind die Lehrer schlecht bezahlt, aber sie machen ihren Job mit viel Idealismus. Zu Beginn gibt es meist nur eine einfache Unterkunft- an allen Seiten offen und mit Palmwedeln gedecktem Dach und ganz wenig Schulmaterial . Wenn die Schule dann läuft, übernimmt irgendwann der Staat (was zumindest den Vorteil hat, dass die Lehrer besser bezahlt werden können und ihre Kreide nicht selbst mitbringen müssen)

 

Präsident Nestor begrüßt uns sehr freundlich und er bedankt sich für die Unterstützung. Er ist sich bewusst, dass Spenden nicht vom Himmel fallen, und dass hinter jeder Spende eine Menge Arbeit steckt. Er dankt für das Vertrauen und verspricht, das Geld gut zu verwalten.

 

Dass das Geld gut investiert ist, zeigt sich deutlich in den Gesichtern der Kinder. 25 Schüler können hier lernen – davon 14 gehörlos. Alle lernen die Gehörlosensprache, damit sie sich untereinander verständigen können. Derzeit existieren 2 Klassenräume: einer für Klasse 1-2 und einer Klasse 3-4 . Es ist geplant, eine 5. Klasse einzurichten, aber dafür wird ein weiteres Gebäude benötigt, wofür Togo Hilfe bereits das Grundstück nebenan erworben hat. Wenn die Gelder aus einem anderen Projekt nicht mehr gebunden sind, soll dieses Gebäude errichtet werden.

 

Ein wichtiger Hinderungsgrund in den ersten Klassen mehr Kinder zu unterrichten, liegt an der Distanz zur Schule.  Die Kinder haben weite Wege zu gehen und in der ländlichen Umgebung ist dies schwierig und nicht ungefährlich. Daher fahren die Lehrer mit ihren Motorrollern bis zu 10 km ins Land, um die Kinder einzusammeln. Auch dies kostet natürlich Geld (10 km x 2 x 9 Monate = ca. 150 € Benzinkosten. ) Damit könnte ein weiteres Kind ein Jahr lang zur Schule gebracht werden!

 

 

 

Nach der Ankunft in Kpalimé warten wir ein weiteres PK, das allerdings nicht von Togo Hilfe, sondern über einen anderen Verein, gefördert worden war. Er machte eine Ausbildung zum Schreiner und ist bereits selbständig und arbeitet in einem angemieteten Raum. Er ist mit der Entwicklung zufrieden. Vom auslaufenden Patengeld beabsichtigt er, ein kleines Grundstück zu kaufen, um unabhängig zu sein. Dies ist wichtig, da ein Vermieter jederzeit kündigen kann und ggfls. auch das Inventar behält. Die ehemalige Patin freut sich über die Initiative des PK sehr, da er auch beabsichtigt, seinerseits Lehrlinge auszubilden. Dieser junge Mann ist ein typisches Beispiel, dass auch andere Begabungen (als perfekte Schulnoten) förderwürdig sind. Er wurde ein hervorragender Handwerker, der jetzt seinerseits jungen Menschen helfen kann. HILFE ZUR SELBSTHILFE!

 

Auch das nächste PK geht seinen Weg: erst Maurerausbildung, jetzt 3. Ausbildungsjahr im dualen Studium zum Bauingenieur. Nächsten Sommer beginnen die Prüfungen, dann wird die Abschlussarbeit verfasst und schließlich ein Praktikum verlangt. Die Schule ist bei der Suche nach den rar gesäten Praktikumsplätzen behilflich. Auch er wird gute Chancen haben, wenn er sich selbständig macht.

 

Wir fahren anschließend weiter zu einem neuen PK. Es ist der erste Besuch der Togo Hilfe für die 15jährige. Wir fragen uns, wovon diese Familie (4 Kinder) lebt. Die Landwirtschaft ist die einzige Einkommensquelle. Die Felder sind gemietet und es ist üblich, dass der Bauer dem Eigentümer die Hälfte des Ertrages abtritt!

 

Das Mädchen besucht die Realschule. Sie braucht Unterstützung für Schulmaterial . Wir schauen uns auch die Noten an und sehen hier einiges Verbesserungspotential. Sie verspricht beim nächsten Besuch bessere Noten vorzuweisen.

 

 

 

20.11. Nachtigal Schule, Aklala Batik und Schneiderschule und Musikgruppe in Kusuntu

 

Nach dem Frühstück geht es zu einem kurzen Abstecher an die Nachtigalschule. Hier erfolgt kein offizieller Empfang, sondern lediglich ein kurzes Gespräch mit dem Verantwortlichen vor Ort, um eine eventuelle weitere Unterstützung abzusprechen. In der Zwischenzeit unterhalten wir Gäste uns mit zwei jungen Frauen aus Deutschland, die dort nach dem Abitur ein soziales Jahr absolvieren: Sie sind zur Unterstützung der Lehrkräfte an dieser Schule eingesetzt. Wie sie sagen, ist dies sehr aufregend und anstrengend. Die Sicht in die Schulen von Togo lässt sie die deutschen Schulen in einem ganz anderen Licht erscheinen!

 

Anschließend besuchen wir zwei weitere PK zuhause. Die Patenschaft der ersten jungen Frau ist längst beendet – dennoch ist es den Verantwortlichen der Togo Hilfe wichtig, deren weitere Entwicklung zu verfolgen. Die junge Frau war als Kind auf der Straße aufgelesen worden, nachdem sie aus einem gewaltbesetzten Elternhaus geflohen war. Die Patin sorgte für ihre Ausbildung und machte im Anschluss den Vertrag mit der Meisterin, wo sie danach eine Schneiderlehre absolvierte.

 

 

EXKURS: Eine Lehre zu beginnen ist stets sehr teuer für den potentiellen Lehrling: Zunächst muss ein Lehrvertrag bei der Behörde gekauft werden; danach muss ein Lehrvertrag mit dem Meister/Meisterin gemacht werden (auch der kostet Geld!) und schließlich muss bei einer Schneiderlehre der Azubi seine eigene Nähmaschine mitbringen. Das impliziert, dass, falls das Lehrgebäude nicht sicher abzuschließen ist, die Maschine täglich nach Hause mitgenommen werden muss – teils auf km-langen Wegen! Oft erhalten die Azubis kein oder sehr wenig Gehalt. Es ist zudem üblich, nach Abschluss der Lehre noch 3-6 Monate unentgeltlich im Betrieb weiterzuarbeiten. Dies ist die sog. „Dankesphase.“

 

 

Dank der Patin, die sich um all diese Dinge kümmerte, ist es gelungen ihr zu einem unabhängigen Leben zu verhelfen. Derzeit befindet sie sich noch in der Dankesphase, die bis Ende Januar dauert. Danach beabsichtigt sie, sich selbständig zu machen. Die Patin wird sie auf diesem Weg weiter unterstützen.

 

Der zweite Besuch erfolgt bei einer jungen Familie. Die junge Frau wurde zur Weberin ausgebildet. Wenn ich das recht verstanden habe, wurde ihr u.a. der Webstuhl über die Togo-Hilfe  und das benötigte Material von ihrer Patin finanziert. Im letzten Jahr war sie noch am Boden zerstört, da sie schwanger war und fürchtete, ihr würde nun die Förderung entzogen. Dies erfolgte nicht, sondern sie konnte auf weitere Unterstützung bauen. Ihre Vorstellungen von ihrer Selbständigkeit brauchen noch etwas Korrektur: Sie möchte sich an der Hauptstraße niederlassen, um mehr Kunden zu generieren. Derzeit macht sie noch kleine Auftragsarbeiten (ihr Webstuhl steht in ihrem Zimmer, allerdings abseits jeden Publikumsverkehrs). Es ist in jedem Fall wichtig, dass sie zunächst eine ansehnliche Anzahl an Tüchern produziert, um etwas präsentieren zu können. Sie berichtet, dass sie für ein Tuch 3 Tage braucht und es für 5000 CFA verkauft (bei 3000 CFA für  Materialkosten!) d.h. 3€ für 3 Tage Arbeit! Unterstützung erfährt sie durch ihren Mann, der sich als Schweißer selbständig machen möchte. Das dazu notwendige Handwerkzeug spart er sich derzeit durch Produktion und Verkauf von Holzkohle zusammen. Derzeit ist es noch eng bei dieser Familie, aber zumindest haben sie gute Aussichten.

 

 

Die nächste Fahrt bringt uns zu Aklala Batik. Das war bisher den anderen Mitgliedern der Gruppe auch unbekannt. Hier befindet sich nicht nur die Herstellungsstätte von Batikstoffen, sondern auch eine Ausbildungsstelle für Schneiderinnen. Es ist nach Aussage der Leitung ein beschützter Ort für benachteiligte Mädchen (z.B. ausgesetzt, sexueller Missbrauch oder auch im Fall, das Zwangsheirat droht) Die Mädchen befinden sich in einem sicher abgeschlossenen Areal, haben die Möglichkeit dort zu wohnen und können entweder eine einjährige Batikerinnen Ausbildung oder eine 3-jährige Schneiderinnen Ausbildung absolvieren. Hier wird ihnen Maschine und Material gestellt und sie bekommen bei erfolgreichem Abschluss der Lehre eine Nähmaschine mit auf den Weg (Batikerinnen den Gegenwert). Die Mädchen erhalten zudem täglich ein Mittagessen. Aklala hilft den Mädchen auch noch nach dem Abschluss eine Anstellung zu finden.
Erbaut wurde die Schule 2017 mit Hilfe der deutschen Botschaft. 16 der bisher 32 Lehrlinge haben bereits ihren Abschluss erreicht. Die Prüfungen und damit verbundenen Zeugnisse sind staatlich anerkannt. Da es keine festen Sponsoren gibt, werden die hergestellten Dinge im Shop verkauft. Beeindruckend war auch die Verarbeitung von Altkleidern aus aller Welt: diese werden als Füllmaterial in die dort hergestellten Sitzpolstern gestopft.

 

Am Abend besuchen wir eine Probe in der Musikschule in Kusuntu, wo wir von KÖNIG Toqbui Fianu IV, dem Direktor der Schule  herzlichst begrüßt werden. Hierhin waren bereits vor einiger Zeit eine Vielzahl von Blechblasinstrumenten geliefert worden. Eine Trompete (s.S.1) und ein Horn haben wir nun noch mitgebracht und überreicht. Uns zu Ehren ist auch die Bläsergruppe der Kirche anwesend, die bei unserem Einzug die deutsche Nationalhymne spielten 😊 Es fehlen immer noch viele Instrumente, sodass sich die Schüler diese untereinander ausleihen müssen. Die Gruppe der Fortgeschrittenen Bläser beglücken uns danach mit „Winter ade“ . Nach weiteren Dankesreden des Direktors werden wir dort zu einem Abendessen eingeladen, welches ununterbrochen mit weiteren Liedern untermalt wird.

 

„Ak bee-ak bee ka ka ka” (danke, ganz viel Dank) hören wir von allen Anwesenden bei unserem Abschied. „Kommt bald wieder….“

 

 

 

21.11.Besuch des COA-Heilpflanzen Gartens  in Danyi

 

Heute machen wir einen Ausflug nach Danyi – ein Besuch der COA-Heilpflanzengärten. Gudrun und ihr Mann (beide Ärzte) haben das „Centre  Omnithérapeutique  Africain“ gegründet. 2011 wurde der Garten von dem Vorbesitzer übernommen; bestehendes erhalten und neue Heilpflanzen gesetzt. Ziel ist es, afrikanische Heilpflanzen zu erhalten. Sie legen aber auch großen Wert auf Biodiversität. Es folgt eine Führung durch das Gelände, bei dem sie uns verschiedene Heilpflanzen und -Bäume zeigen. Das COA verfügt neben dem Gelände noch weitere Gelände plus eine Ausbildungseinheit auf Hochschulniveau in Lomé (die wir am 25. besuchen werden). Anschließend werden wir an einem schönen Aussichtspunkt zum Mittagessen eingeladen. Dabei berichtet Adda (Gudruns Mann) von seinem Buch, welches die Ewe Kultur als Beginn allen Lebens in den Zusammenhang der 7 Wochentage setzt. Eine exzellente Philosophie-Stunde!

 

Auf dem Rückweg zum Hotel machen wir noch einen kleinen Abstecher in eine der ersten Schulen, die Togo Hilfe gebaut hat. Dort ist auch Mariama als Lehrerin tätig. Sie hatte seinerzeit 2 Nichten bei sich aufgenommen, die durch Patenschaften unterstützt wurden und die heute beide eigenständig leben können. Der Besuch war eine Überraschung für Mariama. und die Freude riesig. Dem Bau dieser Schule folgten mit der Zeit ein Kindergarten und ein Brunnen mit Wassertank. Schön zu sehen, was die Togo Hilfe bewirkt hat!

 

Am Abend ist ein gemeinsames Pizza Essen mit musikalischer Begleitung von Vince und seiner Band….. und immer wieder Stromausfall…

 

 

 

22.11. Einkäufe in Kpalime für den Weihnachtssmarkt und Rückfahrt nach Lomé

 

Nach Einkäufen für den Stand der Togo Hilfe auf dem  Rheinbacher Weihnachtmarkt geht es zurück nach Lomé, wo wir nach dem Einchecken um 15 Uhr gleich weiterfahren, zum Musée International d´Art  Afrique. Während einer Führung erfahren wir mehr über afrikanische Kunst.Wie jeden Abend sitzen wir um 19 Uhr dann wieder im Hotel beim gemeinsamen Abendessen und besprechen das Programm für den folgenden Tag.

 

 

 

23.11. Palais de Lomé, Kunsthandwerkerdorf, Besuch des Studentenradios und Fetisch Markt

 

Am nächsten Morgen geht es um 10.00 Uhr zum Gouverneurspalast „Palais de Lomé“. Dieser war 1898 als deutscher Gouverneurspalast errichtet worden, später Britisch und schließlich Französisch. Nach Abzug der Franzosen wohnte hier der Präsident von Togo. Bei einem Überfall wurde der Palast dann zerstört und die Natur übernahm das Gelände. 2014 wurden das Gebäude und der dazugehörige Park wieder aufgebaut. Es dauerte 5 Jahre, bis alles wieder in neuem Glanz erschien. Heute befindet sich dort eine Kunstausstellung. 1x in der Woche kommen Schulklassen, um dort etwas über Kunst zu lernen. Sie fertigen selbst Bilder an, die dann bis zur folgenden Woche ebenfalls dort ausgestellt werden. Für viele Kinder ist dies das erste – und leider oft das einzige Zusammentreffen mit Kunst.

 

Anschließend fahren wir zum Studentenradio „Kanal fm 93,5 – La Nouvelle Generation“

 

Dieser Kanal sendet 1x pro Woche eine Stunde in deutscher Sprache. Wir sind eingeladen, um von der Tätigkeit der Togo Hilfe zu berichten und Fragen zu beantworten. Michael erläutert, wie es dazu kam, dass er die Togo Hilfe gründete. Er berichtet über Projekte und Ziele und stellt „Hilfe zur Selbsthilfe“ nochmals deutlich in den Vordergrund. Der Staat kann Bildung und Ausbildung allein nicht leisten. Die Initiative soll Kindern einen Anstoß geben, damit sie in die Lage kommen, später ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Davon profitieren die Kinder durch ein besseres Schulumfeld, die Lehrer durch finanzielle Unterstützung und gemauerte Schulgebäude. Außerdem fragt der Sendungsleiter nach erfolgreichen Abschlüssen, wovon Vertreter der Togo Hilfe eine ganze Reihe berichten kann. Es wird zudem die Frage gestellt, woher das Geld kommt, welches in Togo investiert wird. Michael berichtet von privaten Spendern in Deutschland, aber auch von einer ganzen Menge Arbeitseinsätzen sowohl der Togo Hilfe (Catering Aktionen, Weihnachtsmarkt etc.) als auch anderer Institutionen wie z.B. Schule im Umkreis, die z.B. Erlöse ihrer Schulfeste zum großen Teil der Togo Hilfe spenden. Jeder gespendete Euro geht 1:1 nach Togo (selbstverständlich wird auch diese Reise ausschließlich von den Teilnehmern selbst bezahlt!) Ein weiteres Prinzip der Togo Hilfe ist, dass keine Folgekosten entstehen dürfen im Sinne der Nachhaltigkeit.

 

 

 

24.11. Besuch bei 5 weiteren Patenschaften

 

Heute stehen im Stadtgebiet Lomé wieder die Patenschaften im Vordergrund.
Die erste junge Dame, die wir besuchen hat es nicht leicht, da sie hörgeschädigt ist. Durch die Patenschaft hatte sie u.a. auch ein Hörgerät erhalten, welches aber anscheinend erneuert werden muss. Wir bitten sie, es umgehend überprüfen zu lassen, da sie in wenigen Tagen eine neue Ausbildung beginnen wird. Ursprünglich hatte sie medizinische Bürokommunikation studieren wollen, aber das wurde an der zur Verfügung stehenden Institution nicht angeboten, weshalb sie mit Informatik begann. Dies aber ist kein Fach, in dem sie auf Dauer arbeiten möchte. Als sie nun erfuhr, dass es eine andere private Schule gibt, wo sie ihren Traum verwirklichen kann, bat sie die Patin, wechseln zu dürfen. Diese Ausbildung dauert nur 1 Jahr und wurde durch den Besuch genehmigt. Die Patin hat sich bereit erklärt, diese Kosten zu übernehmen.

 

Das nächste Patenkind stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und studiert nun Informatik. Trotz aller Schwierigkeiten ist es ihm immer wieder gelungen, die einzelnen schulischen Phasen erfolgreich zu bewältigen. Auch während seines Studiums treten zunächst Schwierigkeiten auf. Die Patenschaftsbeauftragten reden lange mit ihm und der Besuch schließt mit der Hoffnung, dass er auch diese Hürde wieder meistern wird. 

 

Völlig unkompliziert erscheint der Besuch beim nächsten PK: Er ist vor 5 Wochen in ein eigenes Zimmer in der Nähe der Universität umgezogen. Das Studium macht ihm Freude und er macht gute Fortschritte. Er wirkt sehr entspannt. Bei unserem Besuch erfährt er zudem, dass er eine zweite Patenschaft bekommt, um Studienmaterial zu finanzieren. (Anmerkung: Jede finanzielle Gabe übrigens, muss stets per Quittung belegt werden, um sicherzustellen, dass das Geld auch für den gedachte Zweck ausgegeben wurde!)

 

Wir fahren zur Wohnung des nächsten Patenkindes. Er hat sehr klare Vorstellungen von seinem Leben: Derzeit studiert er Jura in 3. Semester, was schon immer ein Traum von ihm war. Dennoch ist er sich im Klaren darüber, dass es viel zu viele Jura- Studenten gibt, die ein kleines Land, wie Togo, kaum unterbringen kann. Daher macht er nebenbei eine Ausbildung zum Glaser im Geschäft seines Onkels. Dies ist möglich, da das Studium nur jede zweite Woche Präsenzunterricht fordert. Zudem verdient er während seiner Glaser-Ausbildung bereits etwas Geld. Wir sind uns klar, dass dies ein schwieriger Weg ist, aber es ist ihm durchaus zuzutrauen, beides zu schaffen.

 

 

Das nächste Patenkind ist die jüngere Schwester (von 5 Kindern) von einer abgeschlossenen Patenschaft. Sie kann durchaus bereits jetzt zu den Erfolgsgeschichten der Unterstützung gezählt werden: Sie studierte an einer privaten Hochschule (mit Hilfe der Patenschaft) Bürokommunikation, hat 2 Praktikumsstellen erfolgreich absolviert (und das, obwohl es sehr schwer ist, Praktikumstellen zu erlangen), sie hat ihre Bachelorarbeit geschrieben, die sie im Januar verteidigen wird und hat bereits einen Job, bei dem sie schon Geld verdient. Dieser ist zwar auf 3 Monate befristet, aber sie hat gute Chancen auf Verlängerung. Sobald sie ihre Ba-Arbeit erfolgreich verteidigt hat, wird ihre Patenschaft beendet und geht an ihre jüngere Schwester über.

 

 

Es ist so schön zu sehen, was die Hilfe bewirken kann: selbstbewusste, kluge Frauen, die gute Chancen haben, ihren Weg zu gehen!!!

 

 

 

25.11. Besuch beim COA in Lomé und Devikinme

 

Heute besuchen wir wieder die beiden Ärzte Gudrun und Adda, die uns zunächst durch das Labor führen. Hier werden verschiedene pflanzliche Medikamente hergestellt. 2 davon sind frei verkäuflich die anderen nur nach ausführlicher Anamnese. Im Hörsaal berichtet Gudrun über ihre Arbeit und Passion, die verschiedenen medizinischen Richtungen, sog. „traditionelle“ und „moderne“ zu verknüpfen Sie berichtet von 43 verschiedenen Ethnien in Togo, die alle ihre eigene Medizin haben. Diese zu erkunden und bei Bedarf zu nutzen ist ihr Wunsch. Bis 2002 war in Togo die sog. “traditionelle“ Medizin verboten. Dies ist zwar nicht mehr der Fall, dennoch ist es schwierig, da sie den Richtlinien der WHO folgen muss, um ihre Finanzierung zu sichern.

 

 

Es folgt wieder ein Besuch bei einem ehemaligen Informatik-Studenten. An der Fachhochschule hat er App-Entwicklung studiert und nach Studienabschluss die erforderlichen Praktika absolviert. Heute erledigt er kleine Aufträge für Unternehmen. Außerdem entwickelt er derzeit mit einem Kollegen zusammen eine App für den Informatikunterricht an Schulen. Das Projekt befindet sich nun – nach 2 Jahre – in der Erprobungsphase und er denkt, dass es nächstes Jahr abgeschlossen werden kann. Eine wunderbare Perspektive, zumal das Bildungsministerium Informatik als Schulfach neu vorgeschrieben hat.  Welch eine Erfolgsstory! Wir hoffen, dass er diesen Weg weiterverfolgt.

 

In Devikinme, wo die Togo-Hilfe z.Zt. ein Internat für Mädchen bauen lässt, treffen wir eine junge Dame, deren Ausbildung zur Köchin durch den Ausbildungsfond der Togo-Hilfe e.V. finanziert wurde. Sie verfasst derzeit ihre Abschlussarbeit und wird in Zukunft im Ausbildungszentrum in Devikinme als Köchin arbeiten.

 

 

 

26.11.  Madjikpeto

 

Wir betreten eine riesige Schule: Kindergarten, Grundschule und Realschule.

 

Zunächst wenden wir uns dem Kindergarten zu, dem wir einen ganzen Haufen Kuscheltiere mitgebracht haben. Als diese durch die Betreuer für die Kinder freigegeben werden, stürzen sich die meisten begeistert drauf. Nur wenige sind zu schüchtern, sich etwas auszusuchen. Wir beobachten immer eine große Begeisterung bei den Kindern, aber es gibt auch noch einzelne scheue Blicke.
In diesem Kindergarten sind 264 Kinder untergebracht. Die Räumlichkeiten wurden von einem kanadischen Ruderclub gesponsort.

 

Danach gehen wir zu den 4 Grundschulgebäuden. 2 davon wurden von der Togo Hilfe finanziert. 2413 Kinder werden von nur 24 Lehrern unterrichtet! Das bedeutet enorme Klassenstärken von 70-120 Kindern. Derzeit läuft die Schule 4-zügig vor Ort. Ein 5. Zug wird im Ort unterrichtet. In den letzten 4 Jahren hat sich die Zahl der Schüler vervielfacht!  Es fehlt daher an allem… Neben Gebäuden und Lehrpersonal auch Schulbänke, Material, Tafeln…

 

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Realschule ab, die 1400 Kindern Platz bietet. Hier hatte die Togo Hilfe neben über 1oo Schulbänken auch einen Fotokopierer und einen Computer für das Büro, Wechselrichter, Schultafeln und Fußbälle gespendet.

 

Ein ebenso wichtiges, durch die Togo Hilfe erstelltes, Projekt sind Toilettenanlagen. Vorher mussten sich die Kinder raus in die Natur begeben…. was immer mit Gefahren verbunden ist – vor allem für die Mädchen! Im November konnte die Anlage eingeweiht werden. Wir stellen fest, dass diese immer noch in gepflegtem Zustand ist.

 

Nach einem Kurzbesuch beim Dorf Chef (der sich noch sehr gut an Stefan Raetz erinnert und den er grüßen lässt) fahren wir zum Haus von Aimé. Seine Frau Francoise hat dort für uns ein köstliches Essen vorbereitet. Es wurde ein netter Nachmittag mit guten Gesprächen.

 

 

 

27.11.Botschafter Dr. Fischbach, Goethe Institut und kleine Stadtrundfahrt

 

Dr. Fischbach empfängt uns sehr freundlich und nimmt sich deutlich mehr Zeit, als geplant (trotz engem Terminkalender) Er ist sehr an der Togo Hilfe interessiert und möchte mehr über deren Projekte und Motivation erfahren. Gleichzeitig berichtet er von seiner Einschätzung der wirtschaftlichen Situation Togos, über Erwerbstätigkeit und Entwicklungschancen sowie die fortschreitende Islamisierung, die vom Norden immer weiter nach Süden schreitet.
Ohne die unzähligen Hilfsorganisationen vor Ort wäre Togo seiner Meinung nach nicht existenzfähig. Er bedankt sich außerordentlich für die Arbeit der Togo Hilfe.

 

Es folgt eine kleine Stadtrundfahrt, wo wir zunächst das Deutsch -Togoische Freundschaftsdenkmal sehen. Hier stehen 2 Frauenstatuen eng zusammen – eine aus Togo, eine aus Deutschland. Ein schönes Zeichen! Dann besuchen wir die alten Landungsbrücken, den Platz der Unabhängigkeit, fahren zur Ghanaischen Grenze (die beiden Nachbarstaaten Ghana und Benin liegen nur rund 50 km auseinander!) , sehen das ehemalige Kongresszentrum, fahren durch das Gewühle des Grand Marché (allein zu Fuß wäre nicht zu empfehlen), schauen kurz beim Goethe Institut rein und besuchen abschließend die Herz-Jesu Kirche.

 

 

 

28.11. Besuch des Sklavenhauses in Agbodrafo , Grenze zu Benin, Phosphatabbau und Küstenschutz

 

Der Besuch des Sklavenhauses ist sehr deprimierend. Er erinnert an Besuche in den KZ der NS-Zeit. Was tun Menschen anderen Menschen nur an? Es macht uns fassungslos. Dennoch ist es ein Platz, den man besuchen sollte, um sich dies immer wieder vor Augen zu führen.

 

 

Die Fahrt dorthin führt uns an der Küste entlang, wo wir verschiedene Bemühungen sehen, die Küste zu schützen. Bereits jetzt sind die erste und zweite Uferstraße vom Meer geschluckt. Das Meer nimmt immer mehr Besitz vom Land. Außerdem durchfahren wir ein riesiges Phosphatabbaugebiet. Das Meer ist aufgrund der großen Phosphatwaschanlage an diesem Küstenbereich stark gelblich gefärbt.


Wir befinden uns hier zudem in einer Region intensiver Landwirtschaft. 

 

Die Besichtigung endet mit einem sehr interessanten Besuch von Togoville. Diese alte Stadt, in der sich mit der Zeit kaum etwas geändert hat, ist der Namensgeber von Togo. Man erreicht die Stadt am einfachsten mit einem Boot, das uns gemeinsam mit einem lokalen Führer über den großen See bringt. Er zeigt uns die Besonderheiten der Stadt. Auffallend ist hier das friedliche Zusammenleben der beiden Glaubensrichtungen: Katholizismus und Voodoo Kult. Er zeigt uns einige bemerkenswerte Voodoo Fetische und auch eine Schule für Voodoo Priester , die diese drei Jahre lang nicht verlassen dürfen. Wir sehen den Marktplatz und enden den Rundgang an einer Großen Marienkirche, die auch bereits vom Papst besucht wurde.

 

 

 

29.11. der letzte Tag – Besuch bei Jean Koumy und „Alt München“

 

Noch einmal beschäftigen wir uns mit Kunst – und diesmal indem wir einen bekannten Künstler in seinem Zuhause und Atelier besuchen. Jean Koumy begrüßt uns herzlich und führt uns selbst durch die einzelnen Räume. Welch eine Farbenpracht! Alles in diesem Haus ist bunt. LIEBE ist sein Stichwort – und diese findet sich in allem, was er herstellt. Seien es Wände, Möbel, Türen, selbst die Waschmaschine oder Toilette – alles liebevoll bemalt.

 

Den letzten offiziellen Tagesordnungspunkt bietet das gemeinsame Mittagessen im „Alt München“. Das ist Tradition bei jedem Besuch in Togo. Hierzu sind sonst auch der Koordinator Aimé und seine liebe Frau Francoise, unser Fahrer Salifou, der uns sooo sicher über alle Wege geleitet hat, Seli die Koordinatorin der Problemfälle und natürlich die gesamte Besuchergruppe dabei.  Seli und Francoise sind diesmal leider verhindert. Michael bedankt sich bei allen für die gute Zusammenarbeit.

 

 

 

Tja… und dann werden wir um 17 Uhr abgeholt und machen uns auf die Rückreise.

 

 

FAZIT:  

 

Was für ein Erlebnis!

 

Alles ging gut: keine Autopanne, kein Unfall, alle gesund geblieben  - bis auf Erkältungserscheinungen.  

 

 

Wir haben tolle Menschen kennengelernt: sowohl bei Mitreisenden und auch in Togo. Wir haben gesehen, wie gut das Netzwerk funktioniert; wie wichtig die Personen vor Ort sind, die sich aufopferungsvoll um Projekte und Patenkinder kümmern. Wir haben auch gesehen, wie wichtig die regelmäßigen Inspektionsreisen sind. Wir haben viel Armut gesehen und wurden doch überall herzlich begrüßt. Wir haben gesehen, wie gut die einzelnen Ethnien miteinander umgehen. Wir haben Unmengen von Schulkindern km- lange Wege gehen sehen, um täglich zur Schule zu kommen. Wir sind stundenlang über Straßen gefahren, die man eher als „Buckelpisten“ bezeichnen kann. Wir sahen strahlende Kinderaugen und stolze, selbstbewusste Frauen und Männer, die dank ihrer Ausbildung eine Chance im Leben haben werden.  Alles aufzuzählen wäre zu viel – aber eines ist wichtig: Ohne die Hilfe von Organisationen wie der Togo Hilfe sähe es schlimm aus. Wir konnten nun sehen, dass wirklich jeder gespendete Cent bei den Menschen vor Ort landet (im Gegensatz zu vielen anderen Organisationen)

 

 

Viel erlebt – fast mehr, als man verarbeiten kann. In jedem Fall ein Erlebnis, das eine große Bereicherung meines Lebens geworden ist und dafür danke ich ganz herzlich.

 

 

Weiter so, Togo Hilfe!